Die Studie stellt 75 mittelalterliche Handwerksplätze aus dem Stadtgebiet einschließlich Oberisling und Burgweinting sowie aus Regensburg-Kreuzhof vor. Sie befasst sich mit Ausgrabungsergebnissen zu Handwerken über die gesamte mediävistische Epoche, vom 6. bis zum 16. Jahrhundert. In der Vielgestaltigkeit der breiten Basis von knapp 1000 Öfen, Stein- und Holzbefunden sowie vor allem Fundkonvoluten aus Latrinen spiegelt sich der Facettenreichtum einer vom Handwerk geprägten Stadt. Die zwei bedeutendsten und archäologisch nachgewiesenen Gewerke sind das Eisen- und Lederhandwerk. Sie sind von anfangs hölzernen, später steinernen Heizanlagen vom Typ des Schwödofens und großen Feuerstellen beziehungsweise Schmiede-Essen u.a. vom Typ Ausheizherd mit zugehörigen Eisenschlackenfunden geprägt. Leder- und Eisengewerbe bilden damit einen Teil des kulturellen Gedächtnisses und der Biografie der Metropole, die im römischen Legionslager wurzelt. Die herausragende Feuchtbodenerhaltung ließ neben hölzernen Tiefenbauwerken und organischen Abfällen der Gerbereien Holzgebäude aus der Zeit um 1000 überdauern, die zur Erforschung des Bauhandwerks eine Inkunabel darstellen. Diese Anlagen spiegeln das Handwerk als eine über 500 Jahre sich ständig anpassende und permanent innovationsfähige Struktur. Die Lage von Handwerksplätzen in der Westen- und Ostenvorstadt ließen auch topografische Aspekte einfließen. Diese interdisziplinäre Arbeit zieht archäologische, chemisch-mineralogische, experimentalarchäologische sowie volkskundliche, (kultur-)historische sowie geologische Methoden heran und umfasst Untersuchungen zur Holzanatomie, Archäobotanik, Archäomagnetik und Archäometallurgie. Die übersichtliche Unterteilung nach Gewerken und erläuternde Arbeitsvorgänge in Kapitel VIII sprechen jeden historisch interessierten Leser an.