Die Aktivitäten der historischen Avantgardebewegungen, die im frühen 20. Jahrhundert das künstlerische Feld in Europa prägten, gingen unmittelbar mit dem Verfassen, der Herausgabe und Verbreitung von Manifesten einher. Die entsprechenden Texte dienten sowohl der Darstellung der jeweiligen Bewegungen in der Öffentlichkeit als auch dem Bruch mit der bestehenden Tradition. Sie waren ein Medium der Abgrenzung von konkurrierenden Bewegungen und der Erklärung einer neuen ästhetischen Praxis. Durch die Avantgarde wurde das Manifest zur treibenden Kraft des als einheitlich konzipierten Projekts künstlerischer Erneuerung, der politischen Revolutionierung, kulturellen Revitalisierung und spirituellen Regeneration. Ziel des Projekts war die Gründung einer neuen, genuin modernen und dynamischen Subjektivität mit künstlerischen Mitteln. 'Visionen des Neuen' ist eine breit angelegte Studie der frühen avantgardistischen Manifestpraxis und dem ihr zugrunde liegenden Verständnis eines radikalen ästhetischen Voluntarismus.