„Einen neuen Menschen schaffen‟ – das war das zentrale, nahezu obsessiv verfolgte Anliegen der faschistischen Führungsschicht. Lange Zeit wurde dieses Vorhaben einer anthropologischen Revolution als bloße Rhetorik abgetan. Die Studie von Jana Wolf widmet sich erstmals einem zentralen Realisierungsversuch – den mehr als 20 Ausleseschulen, die die Propaganda als „glühende Schmieden des neuen Menschen‟ pries. Aus ihnen sollten die physisch optimierten, ideologisch überzeugten zukünftigen Führungskräfte für Militär und Gesellschaft hervorgehen. Die Autorin untersucht Anspruch und Wirklichkeit einer Erziehungsinstitution in diesem Großprojekt faschistischer Menschenformung, verknüpft ideologischen Überbau, politische Praxis und individuelle Erfahrung der ehemaligen Zöglinge. Sie analysiert die Intentionen führender Faschisten und zeichnet Entstehungsgeschichte, Schülerschaft, Personal, Internatsalltag, pädagogische Praxis sowie Prägungen und Lebenswege der Schüler nach. So liefert diese Fallstudie Antworten auf die virulenten Fragen der Faschismusforschung nach dem tatsächlichen Umgestaltungswillen des Regimes, dem Verhältnis zu den alten Eliten, der Hervorbringung einer eigenen faschistischen Führungsschicht sowie der längerfristigen Wirksamkeit faschistischer Erziehung.