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Koller

Autor
Büsing, Annika

Koller

Untertitel
Roman
Beschreibung

Die zufällige, aber schicksalshaft anmutende Begegnung des schüchternen Chris mit dem wie eine Naturgewalt daherkommenden Kolja (Spitzname Koller) in einem Park in Leipzig ist der Beginn einer mitreißenden Reise mit inneren und äußeren Umwegen.

Angelehnt an die Schöpfungsgeschichte, erzählt der Roman in sieben Tagen vom Ringen zweier junger Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wie schon in ihrem Debütroman Nordstadt nimmt Annika Büsing in einer schnörkellos direkten, manchmal fast rohen Sprache, das Menschsein mit all seinen inneren Abgründen in den Blick. Sie erzählt nicht nur von der Begegnung zweier Suchender, sondern auch von Müttern und Vätern, einengenden Denkmustern und Ängsten. Seit Tschick hat es für mich keinen so packenden und wunderbar tiefgründigen literarischen Roadtrip mehr gegeben. Koller ist unbedingt lesenswert!
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Steidl Verlag, 2023
Seiten
176
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-96999-196-1
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Annika Büsing, geboren 1981, lebt in Bochum, wo sie an einem Gymnasium unterrichtet. Sie hat evangelische Theologie und Germanistik in Dortmund studiert und einige Zeit auf Island und in Hamburg verbracht. Für ihren ersten Roman Nordstadt (2022) wurde sie mit dem Mara-Cassens-Preis sowie dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet und war für den Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals, den Bloggerpreis Das Debüt sowie den Bayerischen Buchpreis nominiert.

Zum Buch:

Die zufällige, aber schicksalshaft anmutende Begegnung des schüchternen Chris mit dem wie eine Naturgewalt daherkommenden Kolja (mit lackierten Fingernägeln und dem sprechenden Spitznamen Koller) in einem Park in Leipzig ist der Beginn eines ebenso mitreißenden wie tiefgründigen Roadtrips von Leipzig an die Ostsee. Angelehnt an die Schöpfungsgeschichte, erzählt der Roman in sieben Tagen vom Ringen zweier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine zurückhaltend, verkopft und vorsichtig – der vor dem Einsteigen in den geliehenen, klapprigen Polo die Unfallstatistiken ausblenden muss –, der andere impulsiv, charismatisch und kompromisslos, der ganz im Jetzt zu leben scheint.

Was sie verbindet, ist vielleicht ihre emotionale Versehrtheit und letztendlich ihr Mut, sich auf den anderen einzulassen, obwohl es manchmal fast aussichtslos erscheint, ihre Lebenswelten zusammenzubringen. Nach der ersten zwar gemeinsam, aber zurückhaltend verbrachten Nacht stellt Koller Chris beim Frühstück die entscheidende Frage: „Wie dringend willst Du ans Meer?“ Dass dies für einen, der noch nie zuvor am Meer gewesen ist, eine bahnbrechende Frage ist, kann er nicht wissen. Deswegen lautet Chris‘ spontane Antwort auch: „Sehr dringend.“

Die beiden leihen sich ein Auto von Kollers Freundin Ella – dass die beiden nicht nur eine besondere Beziehung, sondern auch eine gemeinsame Tochter haben, ahnt nicht mal Koller zu Beginn der Geschichte – und brechen auf zu einer verrückten, manchmal tragikomischen Reise nach Klütz an der Ostsee. Auf dieser Fahrt mit „kleinen“ Umwegen über Ludwigsburg zu Kollers behinderten Schwester und über die Eifel, wo im Ahrtal Menschen gerade ihr Hab und Gut vor der Fluten zu sichern versuchen und wo Kollers 4-Jährige Tochter Hannah bei ihrem Onkel lebt, taucht Chris unerwartet tief in Koljas Lebensgeschichte ein.

Wie schon in ihrem 2022 erschienenen Debütroman Nordstadt nimmt Annika Büsing in einer schnörkellos direkten, manchmal fast rohen Sprache, das Menschsein mit all seinen inneren Abgründen in den Blick. Sie erzählt nicht nur von der Begegnung zweier Suchender, sondern auch von Müttern und Vätern, Denkmustern und Ängsten, die Menschen in die Einsamkeit manövrieren. In beiden Romanen überwinden Büsings Protagonisten mühevoll, aber erfolgreich selbst erschaffene Mauern und werden belohnt, wenn auch glücklicherweise nicht mit einem schnulzigen Happy End, so doch mit intensiven und aufrüttelnden Begegnungen. Seit Tschick hat es für mich keinen so packenden und wunderbar tiefgründigen literarischen Roadtrip mehr gegeben. Koller ist unbedingt lesenswert.

Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt