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Die Leben des Jacob

Autor
Boltanski, Christophe

Die Leben des Jacob

Untertitel
Roman. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel
Beschreibung

Ein Zufallsfund vom Flohmarkt spielt dem Autor ein Album in die Hände, das ihn absolut fasziniert: Ein Jahr lang, von 1973-1974, hat sich ein gewisser Jacob B’chiri täglich in diversen Fotoautomaten fotografiert. Und nicht nur fotografiert, er hat sich inszeniert, den Gesichtsausdruck verändert, herumgeclownt, sich mit Sonnenbrillen und Hüten verkleidet, und all diese Automatenstreifen in ein Album geklebt.

Mit diesem Album beginnt für den Autor eine endlos scheinende Spurensuche, deren allmähliche Erfolge abhängig von Zufällen sind und aus denen sich nach und nach das Bild eines Lebens ergibt, in dem die Geschichte einen tiefen, unheilbaren Riss hinterlassen hat.
(ausfürliche Besprechung unten)

Verlag
Hanser Verlag, 2023
Seiten
208
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-446-27627-7
Preis
24,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Christophe Boltanski, 1962 in Paris geboren, arbeitete lange als Journalist und Kriegsreporter bei Libération und Nouvel Observateur und war Chefredakteur der Zeitschrift XXI. Er ist der Sohn des Soziologen Luc Boltanski und ein Neffe des bildenden Künstlers Christian Boltanski. Sein erster Roman Das Versteck (Hanser, 2017) war ein Überraschungserfolg in Frankreich und wurde mit dem Prix Fémina ausgezeichnet. Zuletzt erschien bei Hanser Die Leben des Jacob (Roman, 2023).

Zum Buch:

Ein Zufallsfund vom Flohmarkt spielt dem Autor ein Album in die Hände, das ihn absolut fasziniert: Ein Jahr lang, von 1973-1974, hat sich ein gewisser Jacob B’chiri täglich in diversen Fotoautomaten fotografiert. Und nicht nur fotografiert, er hat sich inszeniert, den Gesichtsausdruck verändert, herumgeclownt, sich mit Sonnenbrillen und Hüten verkleidet, und all diese Automatenstreifen in ein Album geklebt. Er hat Ortsangaben in seinem Album hinterlassen, Adressen in ganz Europa, und die Aufforderung, sich im Falle eines Unfalls an das israelische Konsulat in Paris zu wenden. Mit diesem Album beginnt für den Autor eine endlos scheinende Spurensuche, deren allmähliche Erfolge abhängig von Zufällen sind und aus denen sich nach und nach das Bild eines Lebens ergibt, dessen Stationen vom tunesischen Djerba über Israel bis Paris reichen, geprägt von den Traumata des Verlusts der Heimat und der Erlebnisse im Sechstagekrieg, von gescheiterten künstlerischen Plänen, einer gescheiterten Ehe und schließlich der Tätigkeit, die ihn offensichtlich erfüllt hatte: Beerdigungsbeauftragter am jüdischen Konsulat, mit anderen Worten: Begleiter der Toten und Überwacher des Begräbnisrituals.

Jacob B’chiri ist bereits tot, als Boltansky seine Spur aufnimmt. Er beginnt notwendig spekulativ und setzt dann aus den Berichten der Kinder, der noch lebenden Verwandten, der Arbeitskollegen und Freunde das Bild eines Lebens zusammen, das aus vielerlei Gründen nur im Plural zu verstehen ist und in dem sich die Ereignisse des 20. Jahrhunderts spiegeln. So wie die Recherche ähneln auch die kurzen Texte, in denen die Geschichte erzählt wird, einem Puzzle, zusammengesetzt aus Spekulationen, Fakten, Begegnungen, Berichten. Die Leben des Jacob ist ein Buch, das betroffen macht und eine große Traurigkeit ausstrahlt, nicht zuletzt durch die sehr persönliche Annäherungsweise des Autors an einen Menschen, in dessen Leben die Geschichte einen tiefen, unheilbaren Riss hinterlassen hat.

Irmgard Hölscher, Frankfurt a.M.