Im ausgehenden 18. Jahrhundert kommt in Württemberg ein patriotisches Bewusstsein auf. Nicht ein nationales Gebilde, sondern das Schwäbische steht in seinem Zentrum. Das Phänomen prägt eine geistige Identität aus, die nicht auf eine bestimmte territoriale und politische Einheit begrenzt ist. Biederkeit ist der Inbegriff dieses geistigen Schwabentums. „Bruderlieb’ und Biederkeit / Hat der Schwabe nie entweiht.“, dichtet Friedrich Ritter. Dieses Bewusstsein wird in den Vaterlandsliedern des in Heutingsheim bei Ludwigsburg wirkenden Pfarrers Johann Friedrich Christmann (1752-1817) aufgegriffen und befördert. Christmann stellt Gedichte zeitgenössischer Autoren zusammen, in denen Orte wie Esslingen, Lorch, Schorndorf, Staufen oder Weinsberg besungen werden, Württemberger Persönlichkeiten wie Graf Eberhard der Greiner, Konradin von Schwaben, Götz von Berlichingen, Nikodemus Frischlin oder Johannes Kepler, historische Stätten wie den Württemberg, Schloss Beiern bei Rosenfeld oder der Überfall auf Graf Eberhard im Wildbad. Christmanns Liedersammlung ist eine mentalitäts- und musikgeschichtlich bedeutende Quelle. Sie wird hier vollständig wiedergegeben. Zwei musikwissenschaftliche Studien kommentieren sie und umreißen den historischen Kontext der Vaterlandslieder. ÜBER DIE AUTOREN: RAINER BAYREUTHER (Musikhochschule Trossingen) und JOACHIM KREMER (Musikhochschule Stuttgart) sind Professoren für Musikwissenschaft, der eine „schwäbisch“ von Geburt und Gesinnung, der andere überzeugter „Schwaben-Forscher“.