Julius Moses (1868 bis 1942) war einer der herausragenden sozialdemokratischen Politiker in der Spätphase des Wilhelminischen Reiches und der Weimarer Republik. Der jüdische Arzt, der 1911 vom Linksliberalismus zur Sozialdemokratie gekommen war, vertrat seine Partei von 1920 bis 1932 als engagierter Gesundheitspoltiker im Deutschen Reichstag. Doch schließlich sollte auch ihn der berüchtigte dreifache Fluch der Nazis treffen: Jüdisch - intellektuell - rot. Eine ausführliche Lebensbeschreibung des Politikers, Mediziners und Publizisten Julius Moses liegt nun erstmals vor. Seine Biographie ist ein geradezu typisches Spiegelbild jüdischen Lebens in Deutschland vor der Folie des Zweiten Kaiserreiches, der Weimarer Republik und des „Dritten Reiches“. Die Kindheit in ärmlichen Verhältnissen im jüdisch-orthodoxen Milieu des deutsch-polnischen Grenzraums, Jugend, Schulzeit und Studium in Greifswald, die ersten beruflichen Erfolge als Allgemeinarzt in Berlin, schließlich der Beginn parlamentarischer Arbeit. Stationen eines ebenso ausgefüllten wie bewegten Lebens. Der Aufstieg dieses assimilierten deutschen Juden war steil, sein Fall nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten um so tiefer. Aber er blieb - obwohl als prominenter Politiker und Jude doppelt gefährdet - unbeirrt in Berlin. Der ausgedehnte Briefwechsel mit dem Sohn, der bereits im Mai 1933 Deutschland verlassen hatte und sich in Palästina niederließ, erzählt von der langsamen Ausgrenzung der deutschen Juden im „Dritten Reich“ und von der mühsamen Aufbauarbeit eines jüdischen Staates auf dem Boden Palästinas. In 185 Briefen kann man die eng miteinander verwobene Entwicklung in beiden Staaten parallel verfolgen. Aus dem Zusammenspiel von Korrespondenz und Annotation entsteht ein spannendes und wirklichkeitsgetreues Panorama jüdischen Lebens in Berlin und Tel Aviv. Biographische Details, die Fülle an „gelebtem Leben“, die vielen Hinweise auf Julius Moses' Wegbegleiter aus der Familie, aus Politik, Kunst und Kultur machen die Briefe lebendig und facettenreich. Pressestimmen: „Vom 30. August 1939, also kurz vor Kriegsbeginn, datiert der letzte Brief, mögliche weitere sind verschollen. Drei Jahre später wurde Julius Moses ins KZ Theresienstadt verschleppt. Dort ist er nach wenigen Wochen im September 1942 entkräftet gestorben. Nun ist ihm die gebührende Lebensbeschreibung zuteil geworden – auch dank seiner eigenen Schreiblust.“ (Nordsee-Zeitung, Oldenburg) „Diese 185 erhaltenen Briefe, unter denen sich einige Antworten des Sohnes finden, sind eine schöne Ergänzung der Tagebücher Klemperers.“ (Der Tagesspiegel, Berlin) „(.) eine wichtige Quelle, die zugleich intellektuelles jüdisches Leben der Elterngeneration unter nationalsozialistischer Herrschaft im Dialog mit zionistisch motiviertem Neubeginn des Sohnes in Palästina exemplarisch verdeutlicht.“ (Wolfgang Benz, Historische Zeitschrift)