
Vor knapp hundert Jahren wurde das Fach Völkerkunde bzw. Ethnologie (heute: Kultur- und Sozialanthropologie) als akademische Disziplin an der Universität Wien eingerichtet. Dieses Institut für Völkerkunde, wie es lange hieß, hat eine Vorgeschichte und es hat eine wechselvolle Institutsgeschichte seither, die von vielen Persönlichkeiten in sehr unterschiedlicher Weise geprägt wurde. Das Buch vermittelt aus der Sicht eines Zeitzeugen, der die zweite konstitutive Phase des Faches nach dem Zweiten Weltkrieg noch miterlebt und etliche Protagonisten der damaligen Zeit gekannt hat, einen persönlichen Einblick in die Wissenschaftsgeschichte des Faches der Ethnologie auf Wiener Boden. Es werden jene historischen theoretisch-methodischen Entwicklungen, die das Fach seit seiner Gründung durchlaufen hat, anhand der damaligen gestaltenden Wissenschaftler und Entscheidungsträger dokumentiert. Die schwierigen Rahmenbedingungen der Zwischenkriegs- und der NS-Zeit sowie in der Wiederaufbauphase und Neuorientierung nach dem Zweiten Weltkrieg haben das Handeln der agierenden Persönlichkeiten entscheidend beeinflusst. Das Buch inspiriert durch die Betrachtung der wechselvollen Vergangenheit des Faches eine Standortbestimmung in der Gegenwart. Der Autor Karl R. Wernhart war Rektor der Universität Wien, Lehrstuhlinhaber und Vorstand des Instituts für Völkerkunde sowie langjähriger Präsident der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Unter seiner Ägide wurden am Institut die Regionalschwerpunkte Ozeanien und Karibik vertieft, die auf Wiener Boden entstandene Ethnohistorie weiterentwickelt, und religionsethnologische Fragestellungen, Aspekte der materiellen Kultur und Interdisziplinarität in der Lehre forciert.