Zur Autorin / Zum Autor:
Der demokratische Sozialismus der Emigranten verbindet sich mit dem Linksliberalismus der »New Deal«Denker, was sich zu Beginn des Kalten Krieges in Forschungs- und Strategiepapieren niederschlägt, die im US-Außenministerium gegen die Blockkonfrontation opponieren und für eine Entspannungspolitik optieren. Von den Geheimdiensten wird Wissen, das von der offiziellen Linie abweicht, geradezu gesucht, es ist von Anfang an integraler Bestandteil der Kultur des Kalten Krieges. Wissenschaftliche Aufklärung, Gegnerforschung und psychologische Kriegführung sind das Geschäft der Gelehrten im Staatsapparat.
Am Anfang geht es um das nationalsozialistische Deutschland, nach Kriegsende weitet sich der Einsatz auf das gesamte Europa und die Sowjetunion aus. Die Arbeit der linken Denker findet Anerkennung, personelle Netzwerke entstehen. Sie erschließen der Gruppe im Kalten Krieg institutionelle Ressourcen, die ihnen entweder den Weg in die universitäre Welt der Vereinigten Staaten bahnen oder die Fortsetzung ihrer Forschung unter dem Schirm der Rockefeller-Stiftung ermöglichen, häufig in verdeckter oder offener Kooperation mit dem State Department und auch der CIA. Sind vielleicht sogar Kontinuitäten zwischen Marcuses geheimdienstlicher Gegnerforschung und seiner Kritik der westlichen Moderne, die er seit Beginn der 1960er Jahre radikalisierte, zu entdecken? Eindrücklich beschreibt Tim B. Müller, dass der Kalte Krieg auch ein Krieg der Ideen und des Wissens gewesen ist, dessen Dynamik in die wissenschaftliche Forschung auf ganz andere Weise hineinwirkte, als bisher angenommen wurde. Die linksintellektuelle Gruppe um Herbert Marcuse, Vorbild des studentischen Protests von 1968, erfährt eine fundamentale Neuinterpretation, indem sie hier erstmals in ihrem historischen Kontext des frühen Kalten Krieges dargestellt wird. (Klappentext) Autorenportrait: Tim B. Müller, studierte Geschichte und Philosophie in Heidelberg und an der Cornell University, Ithaca, New York. Promotion 2009 an der Humboldt-Universität zu Berlin, 2006 Research Fellow am German Historical Institute in Washington, von 2005 bis 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Humboldt-Universität. Seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung. Er forscht und veröffentlicht zur Geschichte des Kalten Krieges, zur Intellektuellen- und Ideengeschichte und zur Geschichte von Gewalt, Krieg und Frieden im 20. Jahrhundert.
