Der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung „NS-Justiz in Freiburg“ wartet mit einem überraschenden Befund auf: Im Mai und im Juni 1944 führte der 1. Senat des berüchtigten Volksgerichtshofs 13 Verfahren in Freiburg durch, in denen auch sechs Todesurteile verhängt wurden. Streng geheim verhandelte das Reichskriegsgericht 1943/44 gegen 67 Mitglieder der französischen Widerstandsorganisation Réseau Alliance, die in Nacht-und-Nebel- Aktionen über den Rhein verschleppt worden waren, und verurteilte 58 von ihnen zum Tode. Während der Kriegszeit tagte auch das für ganz Südbaden zuständige Sondergericht Freiburg im Gebäude des heutigen Amtsgerichts. In über 1.000 Verfahren verhängte das Gericht harte Strafen – auch Todesstrafen. Die Autoren, Amtsgerichtspräsident a.D. Thomas Kummle (Volksgerichtshof), Staatsanwalt Dominik Stahl (Reichskriegsgericht) und Historiker Michael P. Hensle (Sondergericht Frei-burg), führen in die Thematik der drei NS-Ausnahmegerichte ein, beleuchten nachfolgend deren Urteilspraxis, um abschließend die teils skandalöse Entlastung der NS-Juristen nach 1945, insbesondere beim Sondergericht Freiburg in den Fokus zu nehmen.