Stadtgesellschaften, die von Zuwanderung betroffen sind, stehen mit Blick auf deren Integration unter einem herausfordernden Handlungsdruck: Das tägliche Zusammenleben von älter Eingesessenen und Zugewanderten birgt großes Konfliktpotenzial. Doch welche Wege beschreiten Akteure vor Ort, um die Integration der lokalen 'Quartierspopulation' zu unterstützen? Inwieweit helfen der Segregations-, der Multikulturalismus- und der Zivilgesellschaftsdiskurs, zu einem vertieften Verständnis hinsichtlich der sozialen Lebenswirklichkeit im multiethnischen Sozialraum zu gelangen? Alexander Mewes analysiert in seiner ethnografischen Feldstudie die Auswirkungen zweier Integrationsmodelle am Beispiel einer niedersächsischen Stadt. Dabei stellt er kritisch das politisch legitimierte Konzept der 'Sozialen Stadt' (top-down) infrage und zeigt, dass nur das Bottom-up-Modell des Nachbarschaftszentrums durch langfristige vertrauensgenerierende Integrationsarbeit und Selbstaktivierung überzeugen kann. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die empirische Realität im Schatten dieser Integrationsdiskurse steht. Die integrative Eigenlogik der untersuchten Stadtgesellschaft wird schließlich am Beispiel der gruppenbezogenen Konfliktdynamik in der Stadt rekonstruiert und auf den Begriff der 'bivalenten Stadtgesellschaft' gebracht; sie besteht einerseits in der außerordentlichen Weite des städtischen Raums, andererseits in einer besonderen moralischen Ordnung, die in der lokalen fordistischen Großindustrie verankert ist.