Anonyme Schnappschüsse sind ideale Projektionsflächen: sie regen die Fantasie an Geschichten zu erfinden. Der Fotograf und Künstler Luciano Rigolini zeigt jedoch, dass diese Bilder, losgelöst von ihrem Kontext, auch ein visuelles Erlebnis vermitteln können. Rigolini fügt die auf Flohmärkten, in Archiven oder im Internet aufgestöberten Fundstücke zu einem neuen, eigenständigen Werk zusammen – zu einer Grammatik des Sehens und der Wahrnehmung. Bei den gesammelten Schnappschüssen treten – bewusst oder unbewusst – Form und Struktur in den Vordergrund und der konkrete Bildinhalt wird zur Nebensache. So ergibt sich ein reizvolles und ästhetisches Spiel, das unsere Sehgewohnheiten radikal hinterfragt. In der klug arrangierten Sequenz lassen sich diese Fotografien nicht mehr einfach als Abbilder der Wirklichkeit lesen. Sie entpuppen sich als Artefakte, die Wirklichkeit konstruieren. "What You See" präsentiert eine Fülle von überraschenden, verwirrenden und surrealen Aufnahmen aus dem Fundus der anonymen Fotografie.