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Ein Traum: drei Monate Sommerferien! Ein noch größerer Traum: in New York, genauer in Brooklyn!!! Aber was sich wie ein Sechser im Lotto anhört, ist es für Teenies dann wohl doch nicht, zumindest Caspia – der Heldin in dem neuen Roman von Cornelia Funke und Tammi Hartung – gefällt es gar nicht, dass sie mit ihren Eltern nach New York reisen muss. Was soll sie mitten in der Stadt? Hier kennt sie niemanden. Die Freundinnen sind zu Hause in Maine geblieben, und die neue Wohnung ist so was von altbacken und verstaubt, an allen Ecken liegen gestickte Kissen, die Wände sind mit Blümchentapete bezogen, und natürlich ist auch noch der Aufzug defekt.

Aber was so sterbenslangweilig beginnt, wird natürlich zum größten Abenteuer ihres Lebens. In Caspias Zimmer steht eine sehr alte Kommode, die einen kleinen Schatz birgt: Zehn Briefe – „die Umschläge waren lang und schmal und aus blassgrünem Leinenpapier“, zusammengebunden mit einem „dunkelgrünen Samtband“, eine violettblaue Blume daruntergeschoben –, geschrieben in den 1960er Jahren von einem Mädchen namens Rosalinde an ihre Schwester in Brooklyn. Und jeder Brief enthält ein Rätsel, ein Pflanzenrätsel. Und so gehen die LeserInnen gemeinsam mit Caspia und den Briefen auf eine Reise rund um die Welt, zu all den Pflanzen, deren Namen wir hier nicht verraten können, aber ein Zimtbaum ist schon dabei, und Minze, Baumwolle und Holunder.

Caspia macht sich mitten in Brooklyn auf die Suche nach diesen Pflanzen, bekommt Hilfe von allerlei neuen FreundInnen, darunter Mrs Wahid, die mit ihrem Hund Monyet einen Gewürzladen betreibt, Jemila, die im Blumenladen ihrer Tante arbeitet, und Ado, dem sie im Botanischen Garten begegnet. Am Ende hat Caspia einen kleinen Garten auf ihrem Fensterbrett angelegt und die Mutter lauter neue Rezepte ausprobiert: Apfelsuppe oder Pasta mit zimtigem Waldpilzragout, Brennesselsuppe oder Löwenzahn-Spiegeleier, allesamt nachzukochen, denn die Rezepte finden sich im Anhang des Buches.

Cornelia Funke hat ihren neuen Roman gemeinsam mit der Ethnobotanikerin Tammi Hartung geschrieben (deshalb ist er auch auf Englisch verfasst), und dieses Wissen durchweht natürlich die Seiten von Anfang bis Ende wie ein leichter Sommerwind – es ist ein Buch, das sich seiner Heile-Welt-Erzählung durchaus bewusst ist und deshalb wie ein modernes Märchen einfach genossen werden kann: Lesend und pflanzend, erntend und kochend.

Ines Lauffer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt