Die Kantate BWV 127 gehört dem Jahrgang von Choralkantaten an, den Bach 1724/25 in Leipzig aufgeführt hat. Sie weist enge Beziehungen zur Johannespassion auf, die in ihrer zweiten Fassung am Karfreitag 1725 erklang. Die Kantate gehört in formaler Hinsicht und in Blick auf Textausdeutung und Instrumentation zu den erstaunlichsten Vokalwerken Bachs. Schon der Eingangschor stellt mit seiner vielschichtigen Konstruktion eine würdige Vorstufe für die Choralfantasie „O Mensch bewein dein Sünde groß“ dar. Die Arie „Die Seele ruht in Jesu Händen“ zeichnet sich durch eine erlesene Instrumentation aus: Eine Solooboe und der Sopran bilden ein Duett, der Hintergrund besteht aus delikaten Akkorden der Blockflöten und des Continuo, die Sterbeglocken symbolisieren sollen. Dem anschließenden Satz gibt eine Solotrompete besonderen Glanz. Bei den Textworten „Ich breche mit starker und helfender Hand“ wird unverkennbar der Chor „Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden“ aus der Matthäuspassion vorweggenommen.