Die vielfach ausgezeichnete Lyrikerin Eva Maria Leuenberger ist bekannt für ihre unter die Haut gehenden Texte. In die spinne werden alle Schutzhüllen abgelegt und der Realität fest ins Auge geblickt. Etwas Endzeitliches haftet dem Langgedicht an, wenn es die Zerstörung der Natur verhandelt. Ohne jeglichen Moralismus und mit viel Zartheit schildert der Text, was mit dem Individuum und dem Körper geschieht, wenn das eigene Bewusstsein eine kollektive Schuld der Menschen entdeckt. "die spinne" tastet Gefühle von Schuld und Scham, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit körperlich ab. Es stoßen starke, mächtige Bilder der Natur und subjektiver Wahrnehmung aufeinander. Innere Empfindung und äußere Eindrücke treten in ein faszinierendes Wechselspiel – und die Spinne ist ein immer präsentes Wesen, eine Zuschauerin des Geschehens.