
Dieses Jahrbuch geht von der Grundannahme aus, dass menschliche Entwicklung auf intakte Resonanzräume angewiesen ist, also auf lebendige, emotionale Verbindungen zu anderen. Doch Kriege und Krisen, autoritäre Herrscher und (a)soziale Medien bedrohen diese Achsen der Mitmenschlichkeit und führen zu Rückzug, Einsamkeit, innerer Erstarrung. Häufig – vielleicht sogar immer häufiger – haben wir es im psychoanalytischen Prozess mit einer eingeschränkten Resonanzfähigkeit zu tun, die sich etwa in gehemmter Vitalität oder verlorener Selbstwirksamkeit äußert. Der Ansatz der Selbstpsychologie, weiterentwickelt durch intersubjektive und relationale Konzepte, eröffnet hier ein kontextorientiertes therapeutisches Verstehen und Arbeiten. Der Fokus liegt dabei sowohl auf »der inneren Erlebniswelt des Individuums als auch auf deren Eingebettetsein in andere derartige Welten und die kontinuierliche Beeinflussung, die zwischen ihnen besteht« (Stolorow & Atwood). Die Beiträge in diesem Buch beleuchten aus unterschiedlichen Blickwinkeln, was dies konkret für Theorie und Praxis bedeutet.