Knorrs Sammlung, die er im eindrucksvoll gestalteten Titelkupfer als „Geistlicher Musen Musicalische Sitten-Lehre“ charakterisiert, vereint 70 in vier Abteilungen angeordnete Lieder; diese vier Teile behandeln die Erkenntnis der Glückseligkeit (Aria 1–7), die Erkenntnis der Unglückseligkeit falscher Güter (Aria 8–26), die Mittel, um zur wahren Glückseligkeit zu gelangen (Aria 27–56), und schließlich die Mittel, um sich in dieser Glückseligkeit zu erhalten (Aria 57–70). Es schließt sich ein Anhang von fünf Liedern an, der unter anderem Knorrs im Titelblatt angezeigte Übersetzung von Nicolas Fouquets Verstraktat Le Chrestien desabusé du monde (in nicht weniger als 90 Strophen) enthält. Überhaupt machen Übersetzungen einen wesentlichen Teil der Sammlung aus; so werden die ersten beiden Teile des Liederbuchs von Gedichtübertragungen aus Boethius’ Consolatio philosophiae dominiert. Aber auch Übernahmen aus dem Holländischen von Adam Boreel und dem Englischen von Henry More lassen sich nachweisen, darüber hinaus Umdichtungen älterer Kirchenlieder. Im dritten und vierten Teil treten Lieder nach Übersetzungen lateinischer Hymnen hinzu. Dort steht auch Knorrs berühmtestes Lied „Morgen-Glantz der Ewigkeit“. In einer seiner Ehefrau Anna Sophia gewidmeten Nachschrift schließlich veröffentlicht Knorr von Rosenroth als dramatisches Komplement der Lieder sein (ebenfalls im Titelblatt angekündigtes) Geistliches Lust-Spiel von der Vermählung Christi mit der Seelen. Dieses Schauspiel schuf der Dichter für die Feier des Geburtstags von Maria Elisabeth, Herzogin von Sachsen-Coburg, am 27. Januar 1685 als ein „vermengtes Red- und Singe-Spiel“. Der Text des Schauspiels ist in drei Versionen überliefert, die in unserer nach Quellen aufgebauten Edition separat mitgeteilt werden; die handschriftliche Fassung dürfte dem ursprünglich aufgeführten Dramentext am nächsten stehen.