Das Gespräch über literarische Texte wurde in der didaktischen Forschung der letzten Jahre wenig beachtet. Johannes Werner entwirft ein neues, zeitgemäßes Modell dieser traditionell wichtigen Methode des Literaturunterrichts. Im Gespräch über Literatur, das auf Gleichberechtigung der Gesprächspartner und nachvollziehbarer Argumentation beruht, sieht er eine pädagogische Barriere gegen aktuelle gesellschaftliche Krisenerscheinungen wie Gewaltbereitschaft oder Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen. Der Autor entwickelt sein Modell eines literaturrezipierenden Unterrichtsgesprächs an J. Habermas´ Theorie des kommunikativen Handelns. Im einzelnen geht es um drei Gesprächskategorien, die nach ihrer Form und Struktur analysiert werden: die traditionelle ästhetische Bewertung von Literatur, die alltagssprachliche Deutung literarischer Situationen und die literaturwissenschaftliche Argumentation. Eine ausführliche Dokumentation und Analyse realer Gesprächsverläufe gibt Lehrerinnen und Lehrern Hinweise für die Praxis. Das Spektrum dieser praktischen Hinweise reicht vom konkreten Lehrerverhalten über die Einbindung der fachwissenschaftlichen Anforderungen des Literaturunterrichts bis zum schülerzentrierten Sequenzaufbau. So wird deutlich, wie ein sinnvolles Unterrichtsgespräch ablaufen kann.