Die leibliche Dimension des Sozialen wird noch immer aus dem allgemeinen Verständnis von Kultur ausgeschlossen, obwohl das Teilgebiet der Anthropologie des Körpers in der Ethnologie seit den 1970ern besteht. Dies liegt im kulturspezifischen ‛cartesianischen Dualismus’ begründet, der Körper und Geist und damit Natur und Kultur trennt und einander gegenüber stellt. Die Anthropologie des Körpers folgt diesem Dualismus. Sie analysiert den Körper als Objekt von Kultur. Körperbewegungen, Körperflüssigkeiten, Körpermanipulationen, Körperschmuck etc. werden als Repräsentationen von Kultur verstanden. Das vorliegende Buch erläutert dagegen die theoretischen Grundlagen der sogenannten Embodiment-Perspektive, die Thomas Csordas für die Ethnologie aus den Theorien des Philosophen Maurice Merleau-Ponty über Wahrnehmung und des Ethnologen Pierre Bourdieu über den Habitus entwickelt. Diese Perspektive überwindet den Dualismus und begreift den Leib als Subjekt von Kultur. Der Leib spielt die entscheidende Rolle beim Entstehen von Kultur: er generiert das kulturelle Wissen, das ihn prägt. Mit Hilfe dieser Perspektive wird ein anderes Verständnis von Kultur möglich.