München ist nur in der Werbung urig. In Wirklichkeit wird längst alles Urige ausradiert, weil es als „schäbig“ oder „veraltet“ gilt: zum Beispiel die Boazn und Stüberl im Szeneviertel Giesing. Der junge Kommunikationsdesigner Maximilian Bildhauer, geborener Untergiesinger, hat den Bierbiotopen und ausgelagerten Wohnzimmern in seinem Stadtviertel einen Kneipenführer gewidmet. Er weist seinen Lesern den Weg zu Erich, dem Wirt, der auf einem Auge blind und auf einem Ohr taub ist, und zur Bedienung Vroni, die „mal oben mit und mal ohni“ ist. Und natürlich auch zur Wirtin Doris, deren Boazn auf gut bayerisch „Käptn Tschäck“ heißt. Maximilian Bildhauer weiß, wo man noch ein Wodka-Cola-Rüscherl serviert bekommt, und wo das legendäre Giesinger Bräu ausgeschenkt wird. Sein mit liebevoll gezeichneten Umgebungsplänen, mit „Restaurantkritiken“ und höchst authentischem Fotomaterial ausgestattetes Büchlein im Hosentaschenformat (inklusive 60 Klappseiten) soll ein Wegweiser zu Orten sein, die wahrscheinlich jeder in München vor der Haustür hat – die er sich aber nicht zu betreten traut: „Gehen Sie hin, bevor der nächste Coffeeshop oder das nächste Architekturbüro dort eröffnet!“, rät der Autor. Der zweite Band über die Sendlinger Boazn ist bereits in Arbeit.