Das Charlottenburger Opernhaus stand wie kaum ein anderes vor den Herausforderungen der zeitpolitischen Geschehnisse. Als Bürgeroper 1912 gegründet, war sie während des Nationalsozialismus Repräsentationsoper ›Deutscher Kunst‹ für das In- und Ausland. In den 50er-Jahren stand das Opernhaus ganz im Zeichen einer konfrontativ geführten Ost-West-Kulturpolitik und in den 60er-Jahren wurde das Haus an der Bismarckstraße durch die Berlin-Teilung immer mehr zu einem ›Schaufenster der Systemkonkurrenz‹ und Ort westdeutscher Kulturrepräsentation. Beim Besuch des Schahs und dem Tod Benno Ohnesorgs im Jahr 1967 und der Vietnam-Demonstration 1968 war die Deutsche Oper Berlin jeweils die ›Kulisse‹ und gewann eine weitere politische Dimension. Der Fall der Mauer im Jahr 1989 änderte erneut die Rahmenbedingungen und stellte das Charlottenburger Opernhaus vor große neue Herausforderungen. Vor dem Hintergrund dieser politischen und gesellschaftlichen Geschehnisse werden die handelnden Personen und die Intentionen ihres Agierens in Bezug auf das Haus reflektiert. Zudem geht die Arbeit der Frage nach, inwieweit es eine (politische) Vereinnahmung und Instrumentalisierung der Identität des Opernhauses gab, um (ideologisch) national kulturellen Zielen zu dienen.