In aller Stille haben wir uns von der Gämse verabschiedet, nicht nur in der Schreibweise, sondern auch der Sache nach. An ihre Stelle sind zwei Gämsen getreten: die Alpen-Gämse und die Pyrenäen-Gämse. Wir sind unterwegs mit dem Biologen und Naturfotografen Peter W. Baumann. Durch seine Kamera erleben wir die Gämse bei Paarung, Geburt und Tod, den Luchs auf Gämsjagd, die Böcke beim Kampf. Das Buch erschliesst mit traumhaften Farbfotos und thematischen Kurztexten das Leben der Gämse. Allein die Fotos und ihre Erläuterungen vermitteln schon ein abgerundetes Gämsbild. Zusammen mit den Hintergrundtexten ergibt sich ein Schlüssel zum Verhalten und zum Verstehen der Gämse als Tierart mit Bezug zum aktuellen Wissenstand. Leben und Verhalten der Gämsen bergen bis heute Unentdecktes: so ist die regelmässige Aktivität um Mitternacht erst seit kurzer Zeit bekannt. Auch kennen sich Gämsen persönlich, aber die Wissenschaft steht noch weit entfernt vom Beweis. Im Frühsommer betreiben Gämsen Kinderhorte, die bisherigen Gämsbücher erwähnen dies kaum. Berggräte spielen eine wichtige Rolle im Leben der Gämsen. Aber letztlich ist im Berglebensraum ihr Leben selbst eine Gratwanderung: hohe Investitionen in die nächste Gämsgeneration bringen die Eltern öfters an die Grenzen ihrer Möglichkeiten oder sogar aus dem Gleichgewicht.