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Die monetäre Maschine

Autor
Sahr, Aaron

Die monetäre Maschine

Untertitel
Eine Kritik der finanziellen Vernunft
Beschreibung

Die Frage, was Geld eigentlich ist, gehört zu den Kernthemen kritischer Perspektiven auf Geschichte und Gesellschaft. Die allermeisten Menschen hantieren täglich damit, und alle haben ein intuitives Verständnis davon, wozu es nötig ist. Wo es aber wirklich herkommt und was es genau repräsentiert, darüber herrscht meistens allgemeine Unklarheit und Streit. Aaron Sahrs Verdienst ist es nun, die Debatte über die Natur des Geldes wieder in den Vordergrund zu rücken.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
C.H.Beck Verlag, 2022
Seiten
447
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-406-78232-9
Preis
28,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Aaron Sahr ist Wirtschaftssoziologe. Er leitet am Hamburger Institut für Sozialforschung die Forschungsgruppe «Monetäre Souveränität». Als Gastprofessor der Leuphana Universität Lüneburg forscht und lehrt er am Zentrum für Theorie und Geschichte der Moderne zu Geldgeschichte, kapitalistischer Dynamik und politischer Ökonomie.

Zum Buch:

Die Frage, was Geld eigentlich ist, gehört zu den Kernthemen kritischer Perspektiven auf Geschichte und Gesellschaft. Die allermeisten Menschen hantieren täglich damit, und alle haben ein intuitives Verständnis davon, wozu es nötig ist. Wo es aber wirklich herkommt und was es genau repräsentiert, darüber herrscht meistens allgemeine Unklarheit und Streit.

Aaron Sahrs Verdienst ist es nun, die Debatte über die Natur des Geldes wieder in den Vordergrund zu rücken. In Anlehnung an die vor allem aus den USA kommende Debatte über die sogenannte „Modern Monetary Theory“ (24) – in deren Eckpunkte der Leser zugleich eingeführt wird – breitet Sahr seine Auffassung vom „Geld als Infrastruktur“ (147) an und für sich aus. Gemeint sind dabei gerade nicht etwa die Banken, die einen Mechanismus für die Zahlungsabwicklung bereitstellen, vielmehr stellt das Geld selbst für Sahr die Infrastruktur dar. Und „Infrastrukturen“, so Sahr, „[sind] nicht unschuldig“ (158).

Ähnlich wie elektrischer Strom, als reine Ressource betrachtet, die durch Leitungen von A nach B fließt, nicht besonders spannend ist, sondern soziologisch vor allem durch die Formen von Vergesellschaftung interessant wird, die durch die prinzipielle Verfügbarkeit von Elektrizität erst möglich werden, zeigt sich der ganze Einfluss des Geldes nur dann, wenn es jenseits von reinen Verteilungsfragen betrachtet wird. Dann wird deutlich, dass Geldpolitik viel mehr sein kann und muss als Geldwertpolitik, die sich in der verbreiteten „Ideologie des unpolitischen Geldes“ (47) nur für Währungs_stabilität_ interessiert. Stattdessen soll die _„Geldschöpfungspolitik“_(325) in den Mittelpunkt gestellt werden.

Neben seiner Kritik an der substantialistischen Geldtheorie stellt Sahr seine eigene, bilanztheoretische Perspektive vor. Auch marxistische Sichtweisen haben bereits vor der Finanzkrise auf dem „monetären“ Charakter des modernen Kapitalismus bestanden und darauf, dass der Geldwert nicht allein aus der Sphäre der Produktion erklärt werden könne, sondern auf die Zirkulation angewiesen sei. Sahrs Buch lässt sich als ein Versuch verstehen, herauszufinden, wie weit dieser Gedanke getrieben werden kann, ohne ins Absurde abzugleiten. Denn wenngleich es „bilanzsoziologisch“ (173) stimmen mag, dass ein Geldbetrag auf der einen Seite immer eine Schuld auf der anderen impliziert – also Schulden immer nur wieder mit Schulden bezahlt werden –, so wird sich doch „das Ausmaß an kreditwürdiger Nachfrage nach Schulden“ (206) für immer nur an der materiellen Sphäre der Güterproduktion messen lassen müssen.

Eine wichtige Lektüre für alle, die sich kritisch mit der faktischen Trennung von Wirtschafts- und Geldpolitik in der Europäischen Union auseinandersetzen wollen.

Florian Geissler, Karl marx Buchhandlung, Frankfurt