Diese Aufsätze handeln von einem merkwürdigen, kaum beachteten Phänomen. In Nachkriegsromanen von Wolfgang Koeppen, Heinrich Böll und Alfred Andersch kehren Emigranten in das Land zurück, aus dem sie vertrieben wurden, und ihnen fällt nun die Aufgabe zu, die Zustände Deutschlands gleichsam mit fremdem Blick zu beurteilen. Alfred Döblins Erzählung „Der Oberst und der Dichter“ ist einzigartig, weil darin nach der rechtlichen und moralischen Schuld eines Hitler-Anhängers gefragt wird, in Anspielung auf den Nürnberger Prozeß, der sonst in der Literatur nicht beachtet wird. Ein eindringlicher Aufsatz ist Jean Améry gewidmet, einem Verfolgten des NS-Regimes, der die Gabe besaß, zu sagen, was er erlitten hatte. Der engagierte Schriftsteller und Linksintellektuelle war während der 60er und 70er Jahre in der kulturellen Öffentlichkeit vielfach präsent. Die Spezies des Linksintellektuellen, die er rein verkörperte, scheint inzwischen ausgestorben zu sein – ein Grund mehr, an ihn zu erinnern.