"Judenchristentum" ist eine strittige Kategorie in der aktuellen Forschung. Doch genau aus diesem Grund bietet es möglicherweise eine interessante Perspektive, um die Geschichte der jüdisch-christlichen Beziehungen zu überdenken. Traditionell wurde am Judenchristentum als Teil des Ursprungs und der frühen Vielfalt des Christentums geforscht. Annette Yoshiko Reed untersucht das Judenchristentum im Kontext der Spätantike und im Gespräch mit der Judaistik, indem sie überarbeitete Versionen bereits veröffentlichter Artikel mit neuem Forschungsmaterial verbindet. Sie lenkt das Augenmerk auf wenig erforschte Texte und Überlieferungen der Spätantike, die nicht wirklich in die heutige Auffassung vom Christentum im Gegensatz zum Judentum passen. Dabei verwendet sie diese Quellen, um die Überzeugungskraft und die Grenzen unserer modernen Annahmen über Religion und Identität zu erforschen.