Nietzsche hat sich selbst keineswegs als Gelegenheitsdichter verstanden, streng getrennt vom Philosophen. Vielmehr konnte er als Lyriker besonders auf die Problematik der eigenen Rede hinweisen, auf das Verhältnis von Originalität und Rolle, von Wahrheit und Dichtung, von Identität und Spiel. Und dabei fand er seinen eigenen lyrischen Ton: »Nicht das heroische Hochgebirge, nicht das hohe Pathos der ehrgeizigen Zarathustra-Figur, sondern das impressionistisch schillernde Licht des Meeres ist es, ... mit dem Nietzsche seinen ureigensten Tonfall findet«, so Mathias Mayer im Nachwort zu seiner Auswahlausgabe, die den ganzen lyrischen Nietzsche präsentiert – von den Anfängen bis zu Texten aus dem Nachlass.