Die 18. Ausgabe von Tsantsa thematisiert die Vermittlung von Botschaften über unterschiedliche Medien. Sowohl für die Visuelle Anthropologie als auch für die Anthropologie der Medien stellt sich die epistemologisch bedeutsame Frage, ob audiovisuelle Dokumente eine andere Botschaft als Texte vermitteln oder ob sie die Botschaft bloss anders zum Ausdruck bringen. Tatsächlich spricht die wachsende Popularität der audiovisuellen Medien dafür, dass Bild und Ton die Sinne direkter ansprechen als Texte. Das Bild eines Kriegsverletzten löst Gefühle von Mitleid, Angst oder Ekel aus. Oder das Bild einer einsamen Landschaft ruft Sehnsüchte und Erinnerungen wach. Allerdings vermitteln auch metaphorisch aufgeladene Texte affektive und poetische Botschaften und sprechen die Sinne unmittelbar an. Das Verhältnis von Text, Bild und Ton im Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozess ist komplex: Um etwas zu erkennen und einzuordnen, ergänzen wir visuelle Wahrnehmungen mit Begriffen und verbale Botschaften mit bildhaften Assoziationen.