Gioachino Rossinis erste ernste Oper entstand 1817 zur Eröffnung des Karnevals in Rom, erlebte nach ihrer Uraufführungsserie jedoch kaum Neuinszenierungen. Die eigene Wertschätzung des Werkes inspirierte 2011 das Rossini Festival in Pesaro zu einer Neuinszenierung mit dem Chor und Orchester des Teatro Communale di Bologna unter der Leitung von Dmitri Jurowski, um die erst zweite Bühnenaufführung von „Adelaide die Borgogna“ zu präsentieren. Daniela Barcellona, die bereits in einigen rossinischen Hosenrollen auf der Bühne stand, brilliert als Ottone. In der Rolle der Adelaide gibt die Sopranistin Jessica Pratt ihr vielversprechendes Debüt neben Bogdan Miahi und Nicola Ulivieri. Der erste Italienfeldzug von Otto dem Großen im frühen Mittelalter dient als Handlungshintergrund der Geschichte von „Adelaide di Borgogna“, die gefangen zwischen politischer Korruption und der Liebe zweier Männer für ihr Volk kämpft. 150 Jahre italienische Einheit waren Regisseur Pier’Alli Anlass genug, seine Inszenierung in die Zeit der Unabhängigkeitskriege zu verlegen und eine moderne Variante zu schaffen, in der frühe Elemente der Oper auf beinah ironische Weise mit denen des Mittelalters verknüpft werden. Nicht zu vergessen seine einzigartigen Videoinstallationen, die eine wunderschön abstrakte Welt zu Rossinis farbenfroher Musik kreieren.