Schumanns Genoveva – Ein modernes Seelendrama Am 25. Juni 1850 gelangte am Leipziger Stadttheater zum ersten Mal Robert Schumanns einzige Oper Genoveva zur Aufführung, ein mit großer Spannung erwartetes Ereignis, hatte sich doch der führende deutsche Instrumentalkomponist der als dringlich empfundenen Aufgabe gestellt, eine Nationaloper zu schaffen. Obwohl Schumanns Anhänger dem Werk nachhaltig Aufmerksamkeit zu verschaffen versuchten, ist das Schicksal der Oper bekannt; sie fiel der Vergessenheit anheim. Doch Nikolaus Harnoncourt, der Genoveva vor gut 15 Jahren für sich entdeckte und sie 1996 auf CD einspielte, äußerte schon damals, „dass Genoveva ein Kunstwerk ist, für das man auf die Barrikaden gehen muss“. Als wichtigsten Grund für die bis heute der Genoveva verweigerten Anerkennung als einer genialen Oper, wenn nicht sogar als der bedeutendsten Opernkomposition in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nennt Nikolaus Harnoncourt die verfehlten Erwartungen, die an das Werk gestellt wurden. „Man darf in dieser Oper keine dramatische Handlung suchen. Sie ist ein Blick in die Seele. Schumann wollte überhaupt nichts Naturalistisches. Das schien Schumann opernfremd. Er wollte eine Oper finden, in der die Musik mehr zu sagen hat.“