Zum Buch:
Auch in den hier versammelten Texten bleibt die als Autorin von Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß bekannt gewordene Manja Präkels ihrem journalistischen und biographischen Hauptthema, Rechte Gewalt und ihre fehlende Thematisierung in der Öffentlichkeit, treu. Aber auch andere Themen wie soziale Gerechtigkeit, Antirassismus und Klassismus prägen die Sammlung. Teilweise sind die Texte sehr persönliche und bildreiche Meditationen beispielsweise über die sozialen Strukturen eines Berliner Stadtteils während der Corona-Pandemie, was den Band von vergleichbaren Publikationen, die Erwartbares auf erwartbare Weise erzählen, erfrischend abhebt. Andere Texte sind hingegen im strengeren Sinne journalistisch, wie etwa der Text über Heinersdorf und die Flüchtlinge, der zuerst in der Broschüre der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus 2019 abgedruckt wurde.
Bei der Vorstellung ihres Debutromans über die soziale Macht und Gewalt der neonazistischen Strukturen unmittelbar nach der Wende hat Manja Präkels in einem Interview gesagt, die Hauptherausforderung bei der Publikation ihres Romans habe darin bestanden, deren umfassende Präsenz und Krassheit darzustellen, ohne sich den Vorwurf der Übertreibung und damit den Verlust der Glaubwürdigkeit einzuhandeln, so stark sei das Sprechverbot und die unmittelbare Verdrängung dieser Vorgänge verankert. Über dieses Schweigen der Nachwendejahre denkt Präkels auch hier weiter und intensiv nach. Mit zu den stärksten Stücken gehört dabei ihre Abrechnung mit Moritz von Uslars romantisierender und touristischer Beschäftigung mit Zehdenick und der Versöhnlichkeit, die dieser innewohnt. Echte Männer, Geile Angst überschreibt Präkels das Kapitel, in dem sie die Lust am angeblichen Mut, mit „Rechten zu reden“ und sich auf ein Gespräch eingelassen zu haben, aus dem „echte Freundschaft entstanden“ sei, ihrer eigenen Angst und der im Allgemeinen echolos verhallten Perspektive der Opfer in dieser Zeit gegenüberstellt.
Dass Präkels sich nach jahrelanger journalistischer Arbeit auch in ihren Essays stärker an poetische Verfahrensweisen annähert, ist dabei ein großer Glücksfall. Als größte Stärke ihres Stils kristallisiert sich dabei heraus, wie akribisch sie Bilder und Motive ausarbeitet und sie nicht zur Verklärung, sondern zur Vertiefung ihrer sozialen Analysen nutzt.
Theresa Mayer, Frankfurt a.M.