Detail

Drucken

Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?

Autor
Präkels, Manja

Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?

Untertitel
Essays
Beschreibung

Auch in den hier versammelten Texten bleibt die als Autorin von Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß bekannt gewordene Manja Präkels ihrem journalistischen und biographischen Hauptthema, Rechte Gewalt und ihrer fehlenden Thematisierung in der Öffentlichkeit, treu. Aber auch andere Themen wie soziale Gerechtigkeit, Antirassismus und Klassismus prägen die Sammlung. Teilweise sind die Texte sehr persönliche und bildreiche Meditationen beispielsweise über die sozialen Strukturen eines Berliner Stadtteils während der Corona-Pandemie, andere sind hingegen im strengeren Sinne journalistisch, wie etwa der Text über „Heinersdorf und die Flüchtlinge“. Gemeinsam haben ihre Texte aber das Interesse, Zeugnis abzulegen für gegenwärtige und kaum vergangene Missstände unserer Gesellschaft.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Verbrecher Verlag, 2022
Seiten
240
Format
Broschur
ISBN/EAN
978-3-95732-535-8
Preis
19,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Manja Präkels, geboren 1974 in Zehdenick, lebt und arbeitet als freie Autorin und Sängerin der Band »Der singende Tresen« in Berlin. Sie schreibt für Magazine, Tages- und Wochenzeitungen, vom Spiegel über die taz bis zu Jungle World und WOZ. Im Verbrecher Verlag hat sie zusammen mit Markus Liske das Erich-Mühsam-Lesebuch »Das seid ihr Hunde wert! « (2014) sowie den Band »Vorsicht Volk! Oder: Bewegungen im Wahn?« (2015) herausgegeben. Für ihr Romandebüt »Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß« wurde sie u. a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 und dem Anna Seghers-Preis ausgezeichnet.

Zum Buch:

Auch in den hier versammelten Texten bleibt die als Autorin von Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß bekannt gewordene Manja Präkels ihrem journalistischen und biographischen Hauptthema, Rechte Gewalt und ihre fehlende Thematisierung in der Öffentlichkeit, treu. Aber auch andere Themen wie soziale Gerechtigkeit, Antirassismus und Klassismus prägen die Sammlung. Teilweise sind die Texte sehr persönliche und bildreiche Meditationen beispielsweise über die sozialen Strukturen eines Berliner Stadtteils während der Corona-Pandemie, was den Band von vergleichbaren Publikationen, die Erwartbares auf erwartbare Weise erzählen, erfrischend abhebt. Andere Texte sind hingegen im strengeren Sinne journalistisch, wie etwa der Text über Heinersdorf und die Flüchtlinge, der zuerst in der Broschüre der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus 2019 abgedruckt wurde.

Bei der Vorstellung ihres Debutromans über die soziale Macht und Gewalt der neonazistischen Strukturen unmittelbar nach der Wende hat Manja Präkels in einem Interview gesagt, die Hauptherausforderung bei der Publikation ihres Romans habe darin bestanden, deren umfassende Präsenz und Krassheit darzustellen, ohne sich den Vorwurf der Übertreibung und damit den Verlust der Glaubwürdigkeit einzuhandeln, so stark sei das Sprechverbot und die unmittelbare Verdrängung dieser Vorgänge verankert. Über dieses Schweigen der Nachwendejahre denkt Präkels auch hier weiter und intensiv nach. Mit zu den stärksten Stücken gehört dabei ihre Abrechnung mit Moritz von Uslars romantisierender und touristischer Beschäftigung mit Zehdenick und der Versöhnlichkeit, die dieser innewohnt. Echte Männer, Geile Angst überschreibt Präkels das Kapitel, in dem sie die Lust am angeblichen Mut, mit „Rechten zu reden“ und sich auf ein Gespräch eingelassen zu haben, aus dem „echte Freundschaft entstanden“ sei, ihrer eigenen Angst und der im Allgemeinen echolos verhallten Perspektive der Opfer in dieser Zeit gegenüberstellt.

Dass Präkels sich nach jahrelanger journalistischer Arbeit auch in ihren Essays stärker an poetische Verfahrensweisen annähert, ist dabei ein großer Glücksfall. Als größte Stärke ihres Stils kristallisiert sich dabei heraus, wie akribisch sie Bilder und Motive ausarbeitet und sie nicht zur Verklärung, sondern zur Vertiefung ihrer sozialen Analysen nutzt.

Theresa Mayer, Frankfurt a.M.