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Autor
NTGent; Hornbostel, Carmen; Rau, Milo; De Geest, Kaatje (Hg)

Why Theatre?

Untertitel
Beschreibung

106 Beiträge versammelt dieser Band zu der grundlegenden Frage: „Warum Theater?“ Gestellt wurde sie von Milo Rau, dem künstlerischen Leiter des Niederländischen Theater Gent (NTGent). Unterschiedlichste Künstler*innen und Theaterschaffende der Gegenwart finden mitten im Jahr 2020, in dem die meisten dieser Texte entstanden und die Theater geschlossen sind, unterschiedlichste Gedanken und Praktiken im Umgang mit Theater in Krisenzeiten. Gemeinsam mit Dramatiker*innen, Regisseur*innen und Schauspieler*innen überlegen wir, was an der Form Theater so besonders ist und warum wir es so vermisst haben. Aus diesem Grund ist Why Theatre? auch eine grundlegende Bestandsaufnahme des Theaters der Gegenwart.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Verbrecher Verlag, 2020
Format
Broschur
Seiten
367 Seiten
ISBN/EAN
9783957324580
Preis
16,00 EUR

Zum Buch:

106 Beiträge versammelt dieser Band zu der grundlegenden Frage: „Warum Theater?“ Gestellt wurde sie von Milo Rau, dem künstlerischen Leiter des Niederländischen Theater Gent (NTGent). Unterschiedlichste Künstler*innen und Theaterschaffende der Gegenwart finden mitten im Jahr 2020, in dem die meisten dieser Texte entstanden sind, unterschiedlichste Gedanken und Praktiken im Umgang mit Theater in Krisenzeiten. Statt mit den pandemiebedingten Schließungen zu hadern, nehmen die Autor*innen hier diesen Moment zum Anlass, grundlegend darüber nachzudenken, vor welchen Möglichkeit und Herausforderungen das Theater der Gegenwart steht. Gemeinsam mit Dramatiker*innen, Regisseur*innen und Schauspieler*innen überlegen wir, was an der Form Theater so besonders ist und warum wir es so vermisst haben.

Aus diesem Grund ist Why Theatre? auch eine grundlegende Bestandsaufnahme des Theaters der Gegenwart. Dass die Auswahl der Beitragenden dabei von einem aktiven Regisseur und Dramatiker getroffen wurde, merkt man dem Band deutlich an. In der im höchsten Maße internationalen Stimmenvielfalt finden sich neben bekannteren Namen wie René Pollesch, Chantal Mouffe und Thomas Ostermeier auch beispielweise Personen, deren Inszenierungen im südamerikanischen, arabischen oder asiatischen Raum aufgeführt werden und von denen die europäische Öffentlichkeit, von großen internationalen Theaterfestivals abgesehen, meist nichts mitbekommt. So schreibt etwa Mohammed Al Attar über seine Arbeit als Theatermacher im und zum Syrienkrieg und das chilenische Colectivo LASTESIS, das man mittlerweile wegen seiner Performance zur Sichtbarmachung von Feminiziden in Südamerika kennt, dichtet ein Manifest gegen das Patriarchat. Während der französische Autor Édouard Louis über das Theater als Raum des Ausgesetzt-Seins nachdenkt, plädiert Katie Mitchell für ein Theater eines Klimas der Veränderung: In ihrem aktuellen europaweiten Projekt reisen zwar das Projekt und das Stück, das Ensemble inklusive Regisseur*in muss sich aber jeweils vor Ort neu zusammenfinden – ein Vorschlag zu einem neuen und bewussteren Umgang mit Reisen in Zeiten des Klimawandels.

Dieser Wechsel aus bekannten und noch unbekannten Stimmen wird, ganz wie es sich für eine theateraffine Publikation gehört, performativ aufgefangen: Zwischen den einzelnen, in der Regel maximal 2 Seiten langen Beiträgen finden sich großabgedruckte Zitate aus den anderen Beiträgen, die sich anhand einer einheitlichen Nummerierung leicht finden lassen. So kann man sich, auch wenn man, wie ich, mit den Beiträgen der Leute beginnt, deren Namen man schon mal gehört hat, durch diese kleinen Einsprengsel dazu verführen lassen, auf unbekanntem Terrain weiterzulesen.

Theresa Mayer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt