Zum Buch:
Die deutsche Schriftstellerin und Journalistin Mely Kiyak hat hinter Klostermauern geblickt und beschreibt auf humorvolle und lehrreiche Weise das Miteinander und die täglichen Verrichtungen einer Gemeinschaft von Frauen, die nur vermeintlich dem Leben abgewandt ein karges Leben führten. Ein Stückchen Erde, den Boden eines Klostergartens, so zu nähren, dass in der Nachkriegszeit möglichst viele Nonnen von den Gemüseerträgen satt wurden, war der Ausgangspunkt des biologischen Landbaus, so wie ihn die Nonnen der Benediktinerinnen-Abtei in Fulda über Jahre hinweg entwickelten und perfektionierten. Durch Beobachtungsgabe, Geduld und Experimentierfreude wurde ein Ort des Wachstums, aber auch der Schönheit geschaffen. Mely Kiyaks Buch Dieser Garten (das bereits 2011 unter anderem Titel veröffentlich wurde) ist eine hinreißende Würdigung dieser Pionierinnen des Gartenbaus und aktueller denn je.
Wieviel Organisationstalent und auch Austausch über die Landesgrenzen hinaus es brauchte, um in Zeiten des Hungers nicht auf kurzfristige Lösungen zurückzugreifen, sondern im Blick zu behalten, dass Gärten und Felder auch im nächsten Jahr noch viele Menschen ernähren sollten, das und noch viel mehr können wir von diesen so unterschiedlichen Frauen lernen. Kiyak hat gut zugehört, vielen Erzählungen gelauscht und in Aufzeichnungen über die Geschäftsbeziehungen zwischen dem Kloster und der Außenwelt Anekdoten-Schätze ausgegraben. Sie erzählt davon, wie die Klostergemeinschaft ab den 1950er Jahren deutlich kleiner wurde, und von der anhaltenden Solidarität der Nonnen untereinander. Die eingeschworene Gemeinschaft lebt vom Wissensdurst einzelner und vom Tatendrang vieler: Schwester Vera half als strikte Antialkoholikerin in der Likörproduktion aus, und Schwester Laurentia galt als Regenwurmforscherin und bezog die wichtigsten Informationen direkt aus England, wo der biologische Landbau zwar auch noch jung, Deutschland jedoch weit voraus war. Kurzweilig, mit viel Humor und Freude am Detail beschreibt die Autorin Zeitgeschichte hinter Klostermauern.
Erst im ausführlichen Nachwort erfahren wir, dass Mely Kiyaks Klostergeschichte nicht das Resultat einer kurzen, neugierigen Stippvisite, sondern einer jahrelangen Verbundenheit mit den Nonnen ist, die ihren Anfang nach Kiyaks Studium und ihrer Gärtnerlehre in Fulda nahm. Man muss kein Liebhaber von Pflanzenkunde oder Klostergeschichten sein, um mit diesem Buch sehr vergnügliche Stunden zu erleben.
Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt