Detail

Drucken

Schlachthof und Ordnung

Autor
Höhtker, Christoph

Schlachthof und Ordnung

Untertitel
Roman
Beschreibung

Ein revolutionärer Wirkstoff erobert den europäischen Markt: Marazepam, Markenname Marom. Marazepam macht alle glücklich. Die Pillen der Winston Pharmaceutics and Medical Care dichten den Menschen ab gegen jede Form von Angst, Unheil und Empfindsamkeit. Eine bessere Gesellschafterin in allen Lebenslagen ist kaum vorstellbar. Aber was genau passiert, wenn jahrelange treue Kundinnen und Kunden wieder selbst denken wollen? Ein bissiger dystopischer, überaus geistreicher Roman, der die absurden Träume und Sehnsüchte der Gattung Mensch entlarvt.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
weissbooks, 2020
Seiten
409
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-86337-180-7
Preis
24,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Christoph Höhtker, 1967 in Bielefeld geboren, Soziologiestudium. Lebt seit 2004 in Genf und arbeitet dort für eine internationale Organisation.

Bislang erschien im Rahmen der «Frank-Stremmer-Trilogie» Die schreckliche Wirklichkeit des Lebens an meiner Seite (Berlin Verlag, 2013), Alles sehen (Ventil, 2015; nominiert für den Schweizer Buchpreis 2016) und Das Jahr der Frauen (weissbooks.w, 2017; Longlist Deutscher Buchpreis 2017); Schlachthof und Ordnung ist sein jüngster Roman. Daneben publiziert Christoph Höhtker in unregelmäßigen Abständen eine besondere Art von «Reiseberichten» in der NZZ, der Welt, der Zeit, in Konkret, der WOZ oder im Magazin des Tages-Anzeiger.

Zum Buch:

Marazepam macht alle glücklich. Die Pillen der Winston Pharmaceutics and Medical Care dichten den Menschen ab gegen jede Form von Angst, Unheil und Empfindsamkeit. Eine bessere Gesellschafterin in allen Lebenslagen ist kaum vorstellbar. Aber was genau passiert, wenn jahrelange treue Kundinnen und Kunden wieder selbst denken wollen? Ein bissiger dystopischer, überaus geistreicher Roman, der die absurden Träume und Sehnsüchte der Gattung Mensch entlarvt.

Einer versucht es tatsächlich: Der Journalist Marc Toirsier verwertet seinen selbstgewählten Entzug ganz professionell als Erfahrungstagebuch. Der zuletzt von ihm interviewte Patrick Esnèr, ein Mittvierziger, der sich in der Schlachtindustrie der Brüder Millaut von ganz unten bis in das mittlere Management hochgearbeitet hat, vermietet dem Pariser Journalisten für diese Zwecke sein Strandhaus am Atlantik. Selbiger Esnèr wird auf einem Coaching-Seminar Eric LeForbes, den Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von Winston, kennenlernen und sich wenige Wochen später auf dessen Bitte hin in der Glückspillenzentrale in Ostdeutschland in die obere Etage bewerben. Zu diesem Zeitpunkt ist die Führungsriege der erfolgreichen Firma allerdings bereits durch überaus seltsame Todesfälle stark dezimiert worden. Und um diese unglückliche Reihe von Todesfällen aufzuklären, wird ein mittelmäßiger Privatdetektiv aus den USA eingeflogen, dessen erwachsene Kinder in Deutschland leben – beide treueste Kunden des allseits gepriesenen Medikaments.

Die Sehnsucht nach Glück und Perfektion zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und endet im Einwerfen von Pillen, die vor allem eines machen: abhängig. Höhtkers Wortwitz in dieser bitterbösen Gesellschaftsstudie hat es in sich. Die Munition für das sprachliche Feuerwerk, das einem hier Szene für Szene die Augen übergehen lässt, bezieht der Autor, studierter Soziologe, nicht nur aus dem Fundus der gesellschaftsanalytischen Wissenschaft. Sein Roman beginnt übrigens im Jahr 2022. Das sollte zu denken geben.

Susanne Rikl, München