Zum Buch:
Sie kommen schon seit Jahren nicht mehr, die Fähren mit den Touristen, die einst das Leben auf der Insel verändert haben, jeden Sommer aufs Neue. Die meisten Inselbewohner sind mit den letzten Schiffen geflohen, nur wenige sind geblieben. Als im Sommerpalast eine junge Frau namens Ada auftaucht, verändert sich die träge, farblose Stimmung, die wie eine Wolke über der Insel schwebt; die Inselbewohner beginnen sachte, ganz sachte, ihr Leben zurückzuerobern. Ein ruhiger, besinnlicher und mit halb geschlossenen Augenlidern zu lesender Roman, der nach Spätsommer schmeckt.
Der Hausmeister sucht nach Ada, die eines Morgens in einem der Betten des Sommerpalastes gelegen hat und im Pool zwischen den im Garten lebenden Pfauen ihre Runden schwamm, dann aber ebenso lautlos wieder verschwand. Er fragt die Bäckerin, erkundigt sich bei der Frau des Generals, die die Insel seit ihrer Jugend verlassen will, spricht den Barmann, die Doktorin, die Krankenschwester, den Hafenmeister, auch die Fischerin an. Sie alle, die schweigend auf die Rückkehr der Fähren gewartet hatten, sie alle kommen jetzt äußerst behutsam miteinander ins Gespräch.
Viele schöne und kluge Lebensweisheiten finden sich in diesen unaufgeregten Dialogen., „Ein Vermissen ist immer.“, sagt die Doktorin, die begonnen hat, zu schreiben. Es sei keine Entscheidung gewesen, auf der Insel zu bleiben, meint der Hausmeister zu der Bäckerin, lediglich ein Nichtstun, ein Warten, die „Unfähigkeit, sich zu etwas anderem zu entschließen.“
Mit dem Austausch kommen die Erinnerungen zurück, die Träume, das Lachen, ein „man könnte“. Diesen Perspektivenwechsel mitzuerleben bei den Bewohnern der kleinen Insel, deren roter Punkt von der Weltkarte verschwunden ist, wirkt auf eine bezaubernde Art befreiend.
Susanne Rikl, München