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Autor
Chaves Nogales, Manuel

Juan Belmonte. Stiertöter

Untertitel
Eine Biografie. Aus dem Spanischen von Frank Henseleit
Beschreibung

Was für ein Glück, dass diese beiden Männer sich einst über den Weg gelaufen sind: der eine Spaniens größter Torero, der andere einer der bekanntesten Journalisten seiner Tage. Doch als Juan Belmonte Espada und Muleta an den Nagel hängt, beginnt sein Ruhm zu verblassen. Kurzentschlossen bittet er Manuel Chaves Nogales, ihm eine Autobiografie auf den Leib zu schreiben. Für Nogales kein Neuland, hatte er doch gerade Juan Martínez, Meistertänzer veröffentlicht – die angebliche Autobiografie eines Flamencotänzers, der gar nicht existierte. Und so erscheint 1935 Juan Belmonte, Stiertöter – versehen mit dem irreführenden Untertitel: Sein Leben und seine kühnen Taten, von ihm selbst erzählt.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Matthes & Seitz Berlin, 2022
Format
Gebunden
Seiten
410 Seiten
ISBN/EAN
978-3-7518-0630-5
Preis
26,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Manuel Chaves Nogales, 1897 in Sevilla geboren, entstammte einer bürgerlichen und kunstbeflissenen Familie (seine Mutter war Konzertpianistin, sein Großvater ein berühmter Maler von Stierkampfszenen) und bereiste seit dem Ende der 20er-Jahre dei Länder Europas und die UdSSR. Dabei setzte er immer wieder sein Leben aufs Spiel und verfasste zahlreiche Artikel, Reportagen und Bücher. Chaves Nogales starb 1944 in London.

Zum Buch:

Was für ein Glück, dass diese beiden Männer sich einst über den Weg gelaufen sind: der eine Spaniens größter Torero, der andere einer der bekanntesten Journalisten seiner Tage. Doch als Juan Belmonte Espada und Muleta an den Nagel hängt, beginnt sein Ruhm zu verblassen. Kurzentschlossen bittet er Manuel Chaves Nogales, ihm eine Autobiografie auf den Leib zu schreiben. Für Nogales kein Neuland, hatte er doch gerade_ Juan Martínez, Meistertänzer_ veröffentlicht – die angebliche Autobiografie eines Flamencotänzers, der gar nicht existierte. Und so erscheint 1935_ Juan Belmonte, Stiertöter_ – versehen mit dem irreführenden Untertitel Sein Leben und seine kühnen Taten, von ihm selbst erzählt.

Wobei, erzählt hatte er seine „kühnen Taten“ ja – Nogales eben. Aus einer Handvoll Interviews zaubert der ein funkelndes Stück Literatur, das von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Sein „Belmonte“ sprengt sämtliche Genregrenzen, changiert lustvoll und gekonnt zwischen Biografie, Schelmen- und Abenteuerroman, erzählt mit wahrer Grandezza von der goldenen Ära des Stierkampfs, aber auch mit einem Hauch von Ironie – Nogales selbst hat sein Lebtag keinen Fuß in eine Arena gesetzt.

Das Verwirrspiel um die Autorenschaft übrigens sollte dem Buch noch große Dienste erweisen: Lange nach dem Fall Madrids und dem Ende der Zweiten Republik, lange, nachdem Nogales’ Werk verboten und er selbst ins Exil vertrieben worden war, ja, lange nach seinem Tod 1944, ist es eben jener Belmonte, der im Spanien Francos weiterhin kursiert und immer wieder aufgelegt wird.

Erst in den neunziger Jahren entdecken seine Landsleute Chaves Nogales wieder – als großen Schriftsteller und herausragenden Chronisten seiner Zeit. Übersetzer und Herausgeber Frank Henseleit macht Nogales jetzt in einer Werkausgabe auch für uns zugänglich. Für September beispielsweise ist Deutschland im Zeichen des Hakenkreuzes angekündigt: Im Frühjahr 1934 war Nogales in das nationalsozialistische Deutschland gereist, berichtete über die ersten Konzentrationslager und führte ein – bemerkenswertes – Interview mit Propagandaminister Goebbels, das ihn auf die Todeslisten der Nationalsozialisten bringt.

Marco Möller, Buchhandlung Land in Sicht, Frankfurt