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Crap

Autor
McClanahan, Scott

Crap

Untertitel
Roman. Aus dem Amerikanischen von Clemens J. Setz
Beschreibung

Vielleicht würde das Buch heller und leichter sein, wenn es das Leben wäre. Aber Sott McClanahan beschönigt nicht. Lieber überzeichnet er, was im Leben schon alles crap (Mist, oder eher: Scheiße) ist, und bringt uns damit auf eine Weise zum Lachen, die mir äußerst sympathisch ist. Übersetzt vom diesjährigen Büchner-Preisträger Clemens Setz, der trotz aller geschilderten Härte und Brutalität des Lebens, den Humor und die Klarheit ins Deutsche so wunderbar überträgt, dass man versteht: wo so viel crap ist, da ist auch Liebe.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
ars vivendi Verlag, 2021
Seiten
195
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-7472-0222-7
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Scott McClanahan wurde 1978 geboren. Er ist hat mehrere Romane und Erzählbände veröffentlicht und lebt in West Virginia. Bei ars vivendi erschien bereits Sarah (2020)

Zum Buch:

Vielleicht würde das Buch heller und leichter sein, wenn es das Leben wäre. Aber Sott McClanahan beschönigt nicht. Lieber überzeichnet er, was im Leben schon alles crap (Mist, oder eher: Scheiße) ist, und bringt uns damit auf eine Weise zum Lachen, die mir äußerst sympathisch ist. Schon letztes Jahr hat McClanahan mit Sarah, seinem ersten hierzulande veröffentlichten Roman, in einem vergleichbaren Modus das Ende einer Beziehung geschildert, und das war grandios. Übersetzt jeweils vom diesjährigen Büchner-Preisträger Clemens Setz, der trotz aller geschilderten Härte und Brutalität des Lebens, den Humor und die Klarheit ins Deutsche so wunderbar überträgt, dass man versteht: wo so viel crap ist, da ist auch Liebe.

Während Sarah die Beziehung des erwachsenen Ich-Erzählers schildert, entführt uns der Autor mit Crap in seine Jugend und die Geschichte seiner Familie. Märchengleich beginnt der Roman – „Es waren dreizehn Kinder. Alle trugen Namen, die mit -i aufhörten“, – und aufklärerisch endet das Buch damit, was am eben Erzählten alles nicht stimmt: „In Wahrheit waren es nur zwölf Kinder“, „ich habe meinen Vater in diesem Buch als Onkel bezeichnet“ und „der eine Dialog, wo Ruby mir sagte, ich sollte ja nicht ihre Gallensteine essen, ist auch nie so passiert.“ Wir wissen also sehr wohl über die Lust am Text, am Dichten und am Erzählen schlechthin, und doch tauchen wir mit Haut und Haar ein in das Leben des kleinen Scott im West Virginia der späten 80er, frühen 90er Jahre.

Scott (oder auch Todd) ist 14, als er zu seiner Großmutter Ruby und seinem Onkel Nathan zieht, die eine hat Brustkrebs, der andere spastische Lähmungen. Und das Leben wird nicht rosiger, als Nathan stirbt und Scott zu seinem Freund Little Bill geht. Little Bill lebt elternlos, hat Zwangsneurosen und ist unglücklich verliebt, gemeinsam mit ihrem Freund treiben sie Streiche, die eines Max und Moritz würdig sind.

In manchen Passagen erinnert Scott McClanahn an die vor ein paar Jahren wieder entdeckte und mit Tschechow und Flaubert verglichene Lucia Berlin, denn auch in McClanahns Schilderungen des Prekariats, in all dem Dreck und Schnaps versteckt sich, wie Sebastian Fasthuber im Falter schreibt, ein großer Romantiker und Schwärmer. Er versucht, die Zeit zu stoppen, zu erinnern, und festzuhalten, was er selbst ist und war, seine Familie, sein Leben und das Leben überhaupt – und das macht er verzweifelt schön!

Ines Lauffer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt