Zum Buch:
„Was immer die Liebe, auch die Verliebtheit, noch alles sein mag – Raserei und Wahn, chemisches Feuerwerk, ein tragischer Irrtum, unvergessliches Glück: Sie ist, unter allen Umständen, Gegenteil der Sinnlosigkeit.“ Ist sie das? Elke Schmitter ist ihr auf der Spur, 350 Seiten lang, und es bleibt spannend.
Die Verliebtheit, mit der alles beginnt, der Zauber des Anfangs, gemischt mit leisem Bangen − wie funktioniert das überhaupt? Wie viel Projektion ist im Spiel? Was alles erlebt die eine oder der andere in den ersten Tagen und Wochen? Sind wir in Dopamin- und Endorphinsucht dem Sympathikus vollends ausgeliefert? Die ganze Spannweite möglicher Gefühle, die wir durchleben oder durchleben können, entfaltet sich in Schmitters Text. Dass auch Menschen im 18. Jahrhundert der Liebe mit gleicher Wucht verfielen wie wir heute, belegen Zitate der Briefe von Julie de Lespinasse.
In Anmerkungen liefert Schmitter aber auch die Analyse dessen, was hier geschieht, durchleuchtet philosophische, entwicklungsgeschichtliche, psychologische Hintergründe und klärt Begrifflichkeiten, die wir verwenden, ohne zu wissen, welche Geschichte sie mit sich herumtragen.
Viele höchst interessante Verweise finden sich hier, zum Beispiel der auf die körperliche Reaktion von Worten im Soma, so beschworen schon von Sappho, Homer, Dickinson und Heine in ihren Dichtungen, mittlerweile von der Neurologie erforscht. Aber auch Notizen zu Wünschen und ihrer Bedeutung, zur Empathieforschung, zu Empfindsamkeit und Eifersucht und deren Grenze zum „Ver-rückten“, zum Narzissmus.
In diesem Buch geht es um viel mehr als die Liebe, wie es ja in der Liebe selbst auch um viel mehr geht. Deswegen ist sie unsere größte Chance und kann zum schmerzlichsten Verhängnis werden, kann uns in tiefstes Dunkel und hellstes Licht führen, wenn wir sie in unser Leben lassen. Ein Buch für alle, die es noch einmal wagen wollen – im Leben oder in der Fiktion.
Susanne Rikl, München