Zum Buch:
Der US-amerikanische Autor und Journalist Carl Hoffman hat in seinem Berufsleben fast siebzig Länder bereist und seine Erlebnisse in namhaften Zeitungen und Magazinen beschrieben. Irgendwann hatte er feststellen müssen, dass er sich zu Hause fremder fühlte als draußen in der Welt. »Zwanzig Jahre lang war ich ein krisensicherer Ehemann und Vater gewesen, bis plötzlich eine Sicherung durchgebrannt war. Mein Leben schien mir auf einmal nicht mehr zu passen.«
Was also tun? Natürlich: eine Reise. Eine lange, besondere Reise.
»Ich wollte der Welt nicht entfliehen, sondern mich mitten in ihr chaotisches Herz stürzen. Ich wollte das Reisen nicht mehr als entspannten Urlaub erleben, sondern als das, was es für die meisten Menschen wirklich war: ein schlichter Akt, eine Bewegung von A nach B, und zwar mit dem billigsten Verkehrsmittel, das zur Verfügung stand – ein notwendiger Teil des Lebens also, fast wie Zähneputzen oder Sex.«
Ob nun auf zum Bersten überfüllten Fähren, in Bussen, die jeden Moment gähnende Abhänge hinunterstürzen könnten oder in schlecht gewarteten Flugzeugen, die keinen Flughafen der EU mehr anfliegen durften – Carl Hoffman wollte genau so um die Welt reisen, wie es tagtäglich Millionen Menschen tun, aus dem schlichten Grund, weil sie sich entweder nichts Besseres leisten konnten, oder weil es einfach keine Alternative gab. Und die dabei jedes Mal bewusst ihr Leben aufs Spiel setzten.
Seine Reise führt ihn von den USA über Kuba nach Südamerika, weiter nach Süd-Ost- und Westafrika, nach Indonesien, Indien, Bangladesch, nach Afghanistan, in die Mongolei, nach China und bis nach Sibirien. Er reist mit Flugzeugen, Bussen, Autos, Lkw, mit Fähren und Schiffen und zu Fuß. Er gerät dabei immer wieder an seine physischen und psychischen Grenzen und lernt Land und Leute auf ganz besondere Art kennen und schätzen.
Ich bin in meinem Leben selbst viel gereist, meist ganz bewusst abseits der Touristenpfade. Ich habe auch eine Unmenge an Reiseliteratur gelesen, aber das hier ist mit nichts zu vergleichen. Wenn man erst einmal angefangen hat, Carl Hoffman zu begleiten, dann kann man nicht mehr aufhören. Dieses Buch animiert geradezu, den Rucksack zu schnallen und sich auf den Weg zu machen.
Andererseits: Man kann ebenso gut auch getrost zu Hause bleiben und sich durch diese ungemein fesselnde Lektüre sozusagen die meist viel zu eng ansitzenden Scheuklappen herunterreißen lassen. Ein wach machendes Buch, voller Anregungen, mitreißend, zum Teil komisch, aber auch immer wieder nachdenklich. Spannender geht es nicht.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln