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Rezensionen – Frankfurter Rundschau vom 13.04.2005 Harry Nutt empfiehlt Hanuscheks dickleibige Biografie als “eine Art Gegengift zu Canettis listigen und verklärenden Selbstauskünften”. Es löscht letztere nicht aus, Gott bewahre – nicht umsonst erhielt Canetti für seine autobiografischen Werke den Nobelpreis. Die Biografie leistet mehr: Sie hält den “Lebensroman” Canettis “vor ein aufklärerisches Licht”, “ohne der ambitionierten Werkarchitektur ihren Eigensinn zu rauben”. Oder auch: “Canetti unplugged”. Hanuschek, weiß der Rezensent, hatte Zugang zum Nachlass, der noch unter Verschluss liegt. Und er macht davon guten Gebrauch, indem er sorgfältig Mythen zerlegt, Vorurteile der öffentlichen Rezeption des spät zu Ruhm gelangten Schriftstellers durch eine dichte Lebensbeschreibung ersetzt, die Frauengeschichten aufdrieselt und den “sephardisch-balkanesischen Macho” gar beim Geschirrspülen zeigt. Doch ein Stein, ein gewichtiger, blieb für Nutt auch nach der Lektüre liegen: Canetti ist und bleibt ein “Geheimtipp”, dessen Gedankengebäude in keine intellektuelle Großarchitektur so richtig hereinpassen und eher von den Außenseitern besucht werden. Fazit zur Biografie: Hanuschek absolviert eine bravouröse Pflicht – “eine kenntnisreiche Einführung in Canettis Denken und Werk” – und setzt eine krönende Kür obenauf: Dem Leser begegnen neue Gedanken und Erkenntnisse. Aus Perlentaucher