Zum Buch:
Ich denke, was mein Interesse an Kinderbüchern betrifft, so muß das hier nicht weiter ausgeführt werden, kurzum: es ist weniger vorhanden als das für Krimis. Die sprichwörtlichen Ausnahmen, es gibt sie natürlich. Ich mag z.B. die Pettersson-und-Findus-Bücher von Sven Nordqvist sehr, sehr gerne, wobei ich gleichzeitig gestehen muß, ich habe mir die dazugehörigen Texte nicht mal angeschaut, waren es doch immer nur die Bilder und Zeichnungen, die ich mit zunehmender Begeisterung regelrecht studierte, um all die kleinen, versteckten, witzigen Details zu entdecken, die einem nach dem dritten, vierten Umblättern erst wirklich auffallen und von denen es auf jeder Seite doch nur so wimmelt. Obwohl ich selbst keine Kinder habe, kann ich mir leicht vorstellen, wie spannend und unterhaltsam das gemeinsame Entdecken sein muß.
Jetzt gibt es ein neues Buch von Sven Nordqvist. »Die erste Idee zu diesem Buch hatte ich vor 25 Jahren. Es sollte eine Reise durch eine traumartige Landschaft werden, gemalt in einem einzigen langen, zusammenhängenden Bild.« In Wo ist meine Schwester? erzählen dann auch neben dem Text gerade die Bilder ihre ganz eigene Geschichte, »sodass ein Kind auch ohne ihn das Buch mit Freude anschauen kann.« Die Geschichte handelt von einem kleinen Mäusejungen, der seine Schwester sucht. Mit einem graubärtigen Mäuserich als Gefährten, besteigt er dessen Birnenballon und gemeinsam begeben sie sich die beiden auf eine außergewöhnliche Reise. Um den richtigen Weg zu finden, erinnert sich der Mäusejunge an die Schrullen und Träumereinen seiner abenteuerlustigen Schwester.
»Sie hatte ein Versteck im Wald, das war so geheim, daß sie es selber kaum finden konnte. Manchmal ist sie sehr seltsam. Sie ist dann in Gedanken ganz woanders, und dorthin kann ich ihr nicht folgen.«
Die Suche nach der Schwester führt die beiden durch einzigartige Landschaften, führt sie durch Wolkengebilde hindurch, über tiefste Täler hinweg, sie reisen hinter das Meer und das Sofa, verschwinden in die Lücke hinein, die ein fehlendes Puzzelstück hinterläßt, schweben durch die offene Schranktür eines Erfinders mit rotem Hütchen, und wenn man ganz genau hinschaut, dann kann man auf jedem dieser fantastischen Bilder irgendwo eine winzig kleine Mäuseschwester erkennen, die den beiden Gefährten immer einen Schritt voraus und hinein in eine noch blühendere, fantastischere Bilderwelt eilt, die vielleicht etwas von der Dalís hat, M.C. Eschers, erfinden und zeichnen jedoch kann so etwas nur Sven Nordqvist. Viel Spaß beim Entdecken und Suchen.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln