Wie funktioniert eigentlich ein Bagger? Klar: wie ein Krokodil – bei dem riesigen Maul, das er hat. Und ein Flugzeug, wie soll das fliegen können, wenn es nicht von lauter Vögeln getragen wird? Für kleine Kinder sind alle Maschinen etwas Lebendiges, und wenn sie größer werden, finden sie diese Vorstellung deshalb besonders lustig, weil sie sie gerade erst hinter sich gelassen haben. Das ist das Geheimnis des sicheren Erfolges von Christoph Niemanns Bilderbuch bei Kindern.
Als ich klein war, da hatte ich über eine lange Zeit hinweg ziemlichen Bammel vor Baukränen. Ich dachte damals, das seien in Wirklichkeit riesige kreischende Monster, Drachen oder etwas in der Art. Das war lange vor dem ganzen Dinosaurierrummel. Ich selbst habe keine Kinder, aber oft frage ich mich, was sich die Knirpse heutzutage so alles vorstellen – etwa wenn es darum geht, wie zum Beispiel eine Ampel funktioniert. Vielleicht denken sie, da hocken drei bunte Vögel in dem komischen Kasten drin, die nacheinander ihre Hintern aus den runden Löchern hinaushalten. Wer weiß? Aber vermutlich werden sie das Gesehene immer noch mit etwas Lebendigem in Verbindung bringen, am ehesten mit Tieren.
In Christoph Niemanns witzigem Kinderbuch nimmt ein kleiner Junge seine neugierige Schwester an die Hand und die beiden ziehen los und erkunden die nähere Umgebung. Dabei stellt sie ihm andauernd Fragen, zum Beispiel, wie eigentlich eine Dampfwalze funktioniert. Der Junge überlegt kurz, dann hat er auch schon die richtige Erklärung parat: Da drinnen steckt ein Kakadu, der zwei große Bären so sehr kitzelt, dass sie sich vor Lachen in den Walzen wälzen. So funktioniert das.
Ach so! Und wie funktioniert ein großer Frachter?
Hm, mal nachdenken, klar! Der funktioniert so: Da drinnen liegt ein Wal auf dem Rücken, dessen Schwanzflosse hinten aus dem Schiff rausguckt, das ist die Schraube, und ein riesiger Krake dreht daran.
Oho! Und wie funktioniert eine Dampflok?
Mmh, mal nachdenken, aber klar, die funktioniert natürlich so: Vorne steht ein Affe am Herd und kocht eine dampfende Suppe, und vor ihm laufen drei andere Affen mit Tellern und Löffeln in den Händen auf einem Laufrad.
Am Ende steht da ein rotes Fahrrad, und die Schwester fragt ihn, ob er denn weiß, wie das wohl funktioniert. Dann zeigt sie es ihm.
Schönes Buch. Witzig gemacht. Gute Ideen. Ich denke mir, dass man beim gemeinsamen Lesen und Gucken auf viele weitere Möglichkeiten kommt, wie die Dinge auch noch funktionieren könnten.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln
