Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Richter, Dieter

Der Süden

Untertitel
Geschichte einer Himmelsrichtung
Beschreibung

Vom Süden in der antiken Welt zur Capri-Sonne der 1950er Jahre, von der Entdeckung der Südseeinsel Tahiti bis zur heutigen Sehnsucht nach Strand, Palmen und blauem Meer: Der Süden leuchtet! Dorthin zeigt die Kompassnadel des Glücks.

Verlag
Wagenbach Verlag, 2009
Format
Gebunden
Seiten
208 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8031-3631-2
Preis
24,90 EUR

Zum Buch:

Der reale und der geistige Süden, die Wechselwirkungen zwischen Idee, Vision, Traum und geographischem Wissen über den Süden in der Entwicklung der europäischen Kulturen seit der Antike bis heute: dem spürt Dieter Richter in dieser Geschichte einer ganz besonderen Himmelrichtung nach. Einer ganz besonderen, weil der Blick über die Alpen für die Nordeuropäer, im speziellen für die Deutschen zu einem besonders sehnsuchtsvollen Blick geworden ist. Damit wird aber auch klar, dass zu einer Himmelrichtung immer der Standort gehört, von dem aus man sie betrachtet, sei er nun historisch, geographisch oder ideologisch. Und gerade das macht Richters Buch so kurzweilig, dieser Wechsel zwischen den Perspektiven, ausgehend vom Süden der antiken Welt über den christlichen, entdeckten, exotischen, dekadenten, polaren Süden bis zum Süden der Südsee, der Mentalitäten und der Sehnsucht und schließlich auch zum allgegenwärtigen Süden, in dem Richter nicht nur dem Zusammenhang von Temperaturen und Temperamenten und der Frage nach klimakulturellen Ideen nachgeht.

Auf dem Weg durch Richters Kulturgeschichte des Südens kann man viele Fäden verfolgen, nur einer sei hier kurz skizziert, nämlich der der Hautfarbe. Während im Römischen Reich “dunkler Teint kein Grund für Diskriminierung” war, mit Septimius Severus aus Leptis Magna 146 n. Chr. auch ein dunkelhäutiger Kaiser den kaiserlichen Thron bestieg, wird die Farbe Schwarz mit einigen wenigen Ausnahmen im Mittelalter “zur Farbe des Bösen schlechthin”. Die Furcht davor “am ganzen Körper schwarz” zu werden, wenn man im Süden die verbrannten Zonen der Erde betritt, prägt noch das Denken der portugiesischen Seefahrer im 16. Jahrhundert und diese Auffassung hält sich selbst bei Völkerkundlern bis ins 18. Jahrhundert. In unserer Zeit ist dagegen “aus dem jahrtausendealten Stigma der dunklen Haut ein Schönheitsideal geworden”, aus dem rätselhaften Süden das Land der Sonne. 

Dieter Richter ist für sein Buch “Der Süden” mit dem 2. Platz des NDR Kultur Sachbuchpreises 2009 ausgezeichnet worden. Gewürdigt werden mit diesem Preis herausragende Veröffentlichungen, die gesellschaftliche oder wissenschaftliche Themen einem breiten Publikum näherbringen. Richter hat ein populäres Thema wissenschaftlich unter die Lupe genommen und die gewonnenen Erkenntnisse so vielschichtig aufbereitet, dass man sie mit Vergnügen liest.  

Susanne Rikl, München