Belletristik

Drucken

Buchempfehlung Belletristik

Autor
Martinéz, Tomás Eloy

Der Tangosänger

Untertitel
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar
Beschreibung

Julio Martel ist ein nur wenigen Kennern bekannter Tangosänger aus Buenos Aires, der angeblich noch besser sein soll, als der weltberühmte Carlos Gardel; das einzig Dumme an dieser Behauptung ist, dass sie sich nicht beweisen lässt, denn es existieren keinerlei Tonaufnahmen seines Könnens.

Verlag
Suhrkamp, 2005
Format
Gebunden
Seiten
236 Seiten
ISBN/EAN
978-3-518-41695-2
Preis
9,95 EUR

Zum Buch:

Einen Hinweis auf Martel bekommt Bruno Cardogan, Erzähler der Ereignisse in diesem spannenden Roman, eher zufällig. Cardogan lebt in New York und arbeitet an seiner Dissertation über die Essays, die Jorge Luis Borges den Ursprüngen des Tango gewidmet hat. Da der junge Mann mit seiner Arbeit nicht recht voran kommt, entschließt er sich nach Buenos Aires zu fliegen in der Hoffnung, dort die nötige Inspiration zu finden und, natürlich, den von Borges erwähnten Julio Martel. Dieser soll trotz seines mittlerweile recht hohen Alters noch immer seine Tangos singen. Kaum in Argentinien angekommen, beginnt für Cardogan eine atemlose Suche nach dem mysteriösen Sänger. Im für ihn labyrinthisch und geheimnisvoll anmutenden Buenos Aires jagt er von einem Auftrittsort zum nächsten, kommt jedoch immer zu spät, so dass er Martel weder zu Gesicht, noch seinen Gesang zu hören bekommt. So wundert es nicht, dass Bruno an der Existenz des Tangosängers zu zweifeln beginnt und meint, einem Phantom nachzujagen. Martel singt indes nur noch an öffentlichen Orten, stets ohne vorherige Ankündigung und ohne noch Wert auf Publikum zu legen. Obwohl seine Suche nach dem Sänger sich so erfolglos gestaltet, stößt Cardogan dabei auf ein Muster. Die Auftritte des alten Mannes offenbaren einen verborgenen Stadtplan: Sie finden an Orten statt, wo es zu Verbrechen gekommen ist, die nicht gesühnt, deren Täter nie bestraft wurden. Thomás Eloy Martinez spannt den Zeitbogen seines Romans über die Anfänge der Stadt Buenos Aires bis in dem Herbst des Jahres 2001, als es in Argentinien zum Zusammenbruch der Finanzwirtschaft und zu einer Staatskrise aufgrund der ungeheuren Misswirtschaft und Korruption kommt. Die Schilderungen der Massenproteste der großen über Nacht arm gewordenen Bevölkerungsteile, gehören zu den Höhepunkten in diesem engagierten und emotional mitreißenden Buch. Durch die Art und Weise, in der Martinez Fiktion und Fakten verknüpft, lässt er ein lebendiges und faszinierendes Bild der Metropole, ihrer Geschichte und ihrer Bewohner entstehen. Es fällt schwer, sich dem Sog des Romans zu entziehen und ihn nicht an einem Stück zu lesen.

Ralph Wagner, Ypsilon Buchladen & Café, Frankfurt