Zum Buch:
Muss man erklären, wer P.G. Wodehouse ist? Wohl kaum, auch hierzulande wächst seine Anhängerschaft mit jedem Band der feinen Ausgabe aus der Edition Epoca und die Aufmerksamkeit der einschlägigen Feuilletons zum Erscheinen ist immer groß. Nun liegt also ein neuer Band der Blandings Castle-Romane vor. Es macht Spaß, Wodehouse zu lesen und das sogar auf Deutsch. Das ist große Übersetzerkunst, denn Wodehouse Texte leben von nahezu reinem Dialog und von elaboriertesten Sprachspielereien.
Die Hauptfigur in dem vorliegenden Roman ist Onkel Fred und da sein vollständiger Name einen Hinweis auf Charakter und Eigenart der zu erwartenden Lektüre gibt, soll er hier nicht unterschlagen werden: Frederick Altamont Cornwallis Twistleton, der fünfte Graf von Ickenham, kurz Lord Ickenham außerdem Onkel von Valery Twistelton (die gerade eine Verlobung gelöst hat) und von Pongo (der chronisch verschuldet ist). Lord Ickenham wird von seiner Frau kurz gehalten, seinem Neffen kann er also nicht aus der aktuellen finanziellen Klemme helfen. Ihm einfach Geld zu geben wäre auch nicht seine Art; doch als seine Frau einen Besuch in Südfrankreich macht, nutzt er die Gelegenheit, um heimlich nach London zu fahren. Dort will er Pongo zeigen, wie man zu Geld kommt. Später wird es dann intriganteste Verhandlungen geben, um Valerie zur Geheimhaltung des Ausflugs gegenüber der Tante zu bewegen. Pongo nimmt den Entschluss des Onkels mit sehr gemischten Gefühlen auf, denn wie ein Mitglied seines Clubs bemerkte, besteht das Problem mit Onkel Fred darin, daß der Alte zwar schon jenseits der sechzig ist, bei seiner Ankunft in London aber schlagartig so jung wird, wie er sich allem Anschein nach fühlt: keine zweiundzwanzig. Und tatsächlich stürzt sich Lord Ickenham begeistert in die absurdesten Verwicklungen des bunten gesellschaftlichen Lebens der Hauptstadt. Um das Geschehen auf die Spitze zu treiben nistet er sich unter der Identität eines berühmten Arztes mit Neffe und Polly, die er als seine Tochter ausgibt, in Blandings Castle ein, denn dort trifft man sich. Adlige sind hier ebenso wie ein kartenspielender Privatdetektiv (zur Enttarnung der drei Hochstabler herbeigerufen, gleichzeitig finanziert von Lord I. und der wirkliche Vater von Polly), außerdem wohnen dort noch jede Menge Aufschneider und Emporkömmlinge. Diese Verwirrungen kann nur noch jemand mit dem scharfen Verstand eines Lord Ickenham überblicken. Eine aberwitzige Gesellschaftskomödie!Claudia Biester, Offenbach am Main