Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Rufin, Jean Ch.

Hundert Stunden

Untertitel
Roman. Aus dem Französischen von Brigitte Große und Claudia Steinitz
Beschreibung

Polen, im Frühling 2005: Juliette, Aktivistin in einer Umweltschutzgruppe, befreit Tiere aus einem Versuchslabor. Doch diese vermeintlich harmlose Aktion führt ins Herz eines Komplotts. Eine fanatische Umweltorganisation verfolgt einen mörderischen Plan.
(Klappentext)

Verlag
Fischer Verlag, 2008
Format
Gebunden
Seiten
560 Seiten
ISBN/EAN
978-3-10-068509-4
Preis
19,90 EUR

Zum Buch:

Es ist nicht unbedingt eine weltbewegende Nachricht, wenn Tierschützer ein Tierversuchslabor in Polen zerstören, aber es kann eine weltbewegende Nachricht sein, wenn sie dabei Proben eines manipulierten Choleraerregers mitgehen lassen. Das interessiert vielleicht nicht die CIA, aber durchaus ihre privaten Nachfolger im weltweiten Geschäft mit der Sicherheit. Und auch wenn niemand glaubt, dass Choleraerreger zur Biowaffe taugen, ist die Möglichkeit, sich durch die Aufklärung dieses scheinbar unbedeutenden Falles im europäischen Sicherheitsmarkt zu profilieren, doch verlockend genug, um genauere Nachforschungen anzustellen. Damit werden zwei ehemalige CIA-Agenten beauftragt, die bald bislang für utopisch gehaltene Befürchtungen bestätigen: einen geplanten bioterroristischen Anschlag, der die Sicherheit auch der USA gefährden könnte. Und wie der Titel schon sagt, bleiben den beiden Agenten nur 100 Stunden, um die Welt zu retten.  

Jean-Christophe Rufin, der in der Entwicklungshilfe und bei „Ärzte ohne Grenzen“ gearbeitet hat, hat einen gut recherchierten, ausgesprochen spannenden und noch dazu glaubwürdigen Thriller geschrieben, einen Öko-Thriller, in dem Gut und Böse bei weitem nicht so klar zu unterscheiden sind, wie man erwarten könnte. Hier stehen nicht „gute“ Ökos gegen „böse“ Kapitalisten, sondern hier geraten Ökofreaks in unangenehme Nähe zu korrupten Politikern und Unternehmern, wird der Kampf gegen die Zerstörung der Natur zum Kampf gegen als zerstörend und überflüssig betrachtete Menschen. Damit bezieht sich Rufin auf eine Richtung der Naturschutzbewegung, die im Faschismus wurzelt und nicht den ökologisch-systemischen, sondern den Auslesecharakter der Natur in den Mittelpunkt stellt. Und bei der Vorstellung einer Verbindung zwischen dieser Art des „Naturschutzes“, einem globalen Kapitalismus und zunehmend „privatisierten“ Staaten kann es einen ganz schön gruseln.  Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main