Zum Buch:
Wie konnte es nur so weit kommen? Erschüttert stellen Antonio und Ángela sich diese Frage, immer wieder. Ihre Ehe endet mit der Auflösung der gemeinsamen Wohnung. Zurück bleibt ein leeres Schlafzimmer, bleiben Kekskrümel, Abhandengekommenes, Spielfiguren der Töchter und die Erinnerung daran, dass man zusammen alt werden wollte. Isaac Rosa erzählt fulminant die Geschichte einer großen Liebe von ihrem Ende her und ohne wegzusehen, weder in guten noch in schlechten Zeiten.
Da steht nur noch das alte Sofa, das wackelt. Das schon beim Einzug gewackelt hat. Wie schnell Jahre, Jahrzehnte von Möbelpackern eingewickelt und fortgetragen werden. Ángela hat ihnen dabei zugesehen, sie schreibt Antonio in ihrer Nachricht davon. Die beiden schreiben für sich und für den anderen in der Trennungszeit alles auf, was sie in ihren gemeinsamen Jahren erlebt und durchlitten haben. Sie bohren sich durch all den über die Jahre angesammelten Unrat und Schutt zurück in ihre Geschichte: Die Geburt der Töchter Ana und Sofía, Anas Fieberkrämpfe, in Ángelas Augen lebensbedrohlich, von Antonio eher auf die leichte Schulter genommen. Antonios schlechtes Gewissen gegenüber seinem Sohn Germán aus erster Ehe, bei der Trennung noch ein Kleinkind. Affären und Seitensprünge. Wer wen betrogen hat? Spielt das eine Rolle? Wo ist hier Ursache, wo Reaktion?
Es gibt keine Wahrheit. Sicher ist nur: Was am Anfang der Liebe von Antonio und Ángela ihr Fundament war, das Sprechen, sich Mitteilen, es kehrt am Ende zurück im sich Aussprechen. Der Wechsel der Perspektiven ist mit der kursiven Schrift für Ángela und dem normalen Schriftschnitt für Antonio angezeigt. Das ist auch im spanischen Original so gestaltet. Ein Klischee? Natürlich. Aber welchen Paaren gelingt das Ausbrechen aus und Ignorieren von gesellschaftlichen Prägungen? Und ist das Ausbrechen an und für sich nicht auch schon wieder ein Klischee?
Glückliches Ende mutet als Titel ironisch an. Aber mit dem Durchmessen der eigenen Verletzungen sowie der Haltungen und Taten, mit denen sich die beiden gegenseitig zutiefst getroffen haben, mit dem Erzählen der erinnerten Katastrophen, durchgestandenen Herausforderungen und Glücksmomente kehrt ein Teil dessen zurück, was beide gänzlich verloren geglaubt hatten: das Gemeinsame, Verbindende. Licht am Ende des Tunnels.
Susanne Rikl, München