Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Pleschinski, Hans

Nie war es herrlicher zu leben

Untertitel
Das geheime Tagebuch des Herzogs von Croÿ 1718-1784
Beschreibung

Einundvierzig handschriftliche Bände umfasst das über weite Strecken geheim geführte Tagebuch des Herzogs Emmanuel von Croÿ, Marschall aus französisch-deutschem Adelsgeschlecht, der im 18. Jahrhundert am französischen Hof antichambrierte. Ein historisch unschätzbares Dokument, gleichzeitig eine unterhaltsame Lektüre, mit der der Übersetzer und Herausgeber Pleschinski die Flügeltür zum 18. Jahrhundert weit aufgestoßen hat.

Verlag
Beck Verlag, 2011
Format
Gebunden
Seiten
428 Seiten
ISBN/EAN
978-3-406-62170-3
Preis
24,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Hans Pleschinski, geboren 1956, Literatur- und Theaterwissenschaftler, lebt als freier Autor in München. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, etwa „Brabant“ (1995), „Bildnis eines Unsichtbaren“ (2002), „Leichtes Licht“ (2005) und „Ludwigshöhe“ (2008), eine Auswahl aus dem Briefwechsel zwischen Voltaire und Friedrich dem Großen, und gab die Briefe der Madame de Pompadour sowie Erzählungen von E.T.A. Hoffmann heraus. Bei C.H.Beck erschienen außerdem 1993 „Ostsucht. Eine Jugend im deutsch-deutschen Grenzland“ und 2007 „Verbot der Nüchternheit. Kleines Brevier für ein besseres Leben“.

Zum Buch:

Einundvierzig handschriftliche Bände umfasst das über weite Strecken geheim geführte Tagebuch des Herzogs Emmanuel von Croÿ, Marschall aus französisch-deutschem Adelsgeschlecht, der im 18. Jahrhundert am französischen Hof antichambrierte. Ein historisch unschätzbares Dokument, gleichzeitig eine unterhaltsame Lektüre, mit der der Übersetzer und Herausgeber Pleschinski die Flügeltür zum 18. Jahrhundert weit aufgestoßen hat.

Emmanuel von Croÿ war Zeuge der Krönung Kaiser Karls VII am 12. Februar 1744. Der Herzog benennt bei der Schilderung des pompösen Rituals – ohne den Versuch einer Verschleierung – den massiven Einfluss Frankreichs in diesem politischen Ränkespiel um einen Mann, der nicht viel mehr als eine Marionette war und weniger als ein Jahr nach seiner Krönung starb. Diese Ehrlichkeit in der Schilderung von politischen wie privaten Ereignissen ist eines der herausragenden und oft sehr berührenden Eigenschaften des herzoglichen Tagebuches. De Croÿ soupierte mit Voltaire, machte Madame Pompadour seine Aufwartung, wagte in der ihm soeben auf den Leib geschneiderten Novizentracht der Ritter von Heiligen Geist ein Menuett mit seiner Tochter im Salon der Mutter – das alles und natürlich noch viel mehr erzählt er im gleichen unaffektierten Tonfall. Ein Adliger, der das Welttheater ohne Zweifel voll und ganz durchschaute und dem das große Glück zuteil wurde, vor der Französischen Revolution zu sterben.

Ganz im Gegenteil zu Elisabeth Vigée-Lebrun, der französischen Portraitmalerin des 18. Jahrhunderts, deren Leben Renate Feyl in ihrem neuesten Roman wunderbar lebendig erzählt. Den hatte ich gerade zu Ende gelesen, als die von Pleschinski gekürzte und übersetzte Ausgabe des Croÿ’schen Tagebuches auf meinem Schreibtisch landete. So konnte ich gleich weiter in Paris und Versaille flanieren, die höfische Welt, aber auch die des Theaters, der Literatur und der Wissenschaft aus den Augen eines karriereorientierten, aber nicht minder feinsinnigen männlichen Adligen betrachten. Ob kombiniert oder einzeln: ein superbes Lesevergnügen!

Susanne Rikl, München