Zum Buch:
Eine scheinbar realistische Handlung, vom Ich-Erzähler sachlich vorgetragen,aber doch von so fremdartigen und beunruhigenden Unterströmungen durchzogen, dass am Ende die Grenzen zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt nicht mehr klar sind. Ein junger Mann, ein Museumsexperte, kommt in eine kleine Stadt, um einen neue Stelle anzutreten. Seine Arbeitgeberin ist eine sehr alte Frau, die mit ihrer Adoptivtochter, einem Gärtner und einer Haushälterin auf einem weitläufigen Anwesen lebt. Es soll ein Museum eingerichtet werden, das aus Erinnerungsstücken and die verstorbenen Bewohner des Ortes besteht. Diese Dinge hat die Alte seit ihrem 11. Lebensjahr gesammelt bzw. gestohlen, sobald jemand starb, und zu den Aufgaben des jungen Mannes gehörte es, dies zu übernehmen, sobald neue Todesfälle auftreten. Die Archivierung der Stücke und der Umbau eines Gebäudes für die Sammlung schreitet voran, da beginnt eine rätselhafte Mordserie an jungen Frauen und der junge Mann gerät in Verdacht. Aber viel spannender als diese Kriminalhandlung, die auch ein ziemlich grausiges Detail enthält, ist die Frage, in welcher Welt der Erzähler sich eigentlich befindet, und ob man seinem scheinbar so sachlichen Bericht trauen kann. Es gibt einige Hinweise, zum Beispiel die Briefe an den geliebten Bruder, bei denen man sich sofort fragt, ob er wirklich existiert. Oder auch die sanfte, hilfsbereite Adoptivtochter. Sie hat besondere Kennntnisse über die Zier-Eier, die als kunsthandwerkliche Besonderheit im Ort hergestellt werden und sie wählt immer welche aus, die Engel-Motive enthalten. Es schlagen auch alle Versuche des Erzählers fehl, den Ort zu verlassen. Es scheint so, als müsse er sich selbst erst seinen eigenen Erinnerungen stellen. Ein wunderbares Buch, das den Leser sofort in den Bann seines merkwürdigen Handlungsortes zieht.
Rosta Buchladen