Zum Buch:
die mauer zwischen dir und dem wahnsinn ist unendlich hoch doch viel dünner als sie scheint ein gedanke genügt sie zu sprengen es könnte der nächste sein denke nicht denke nicht Dieses Gedicht, verfasst von Anders, einem der Hauptprotagonisten des Romans “ Sommerstarre”, beeinhaltet eine wichtige Aussage des Textes. Entstanden kurz nach den ersten Cannabis Versuchen, stellen sich Anders und sein Freund Jens die Frage, wie sich ein denkender Mensch dem Wahnsinn der Gedanken zu entziehen vermag. Wie kann der Mensch denken, ohne dabei wahnsinnig zu werden? Durch die Liebe zu derselben Frau, aber vor allem auch durch ein sich Auseinanderleben der beiden Schulfreunde, verliert Jens, der Erzähler in diesem Roman, Anders aus den Augen. Zwei Jahre später liest er plötzlich eine E- Mail, in der er von Anders erfährt, dass seine Jugendliebe, inzwischen mit diesem verheiratet, bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Jens entschließt sich seinen verloren geglaubten Freund zu besuchen, und gemeinsam begeben sie sich auf die Reise zu dem Ort am Meer, an dem Nine, die von beiden geliebte Frau, ums Leben gekommen ist. Jens versucht immer wieder eine Kommunikationsbasis zu seinem Freund aufzubauen, scheitert jedoch kläglich. Einfühlsam und in einer unglaublich ehrlichen Schreibweise, eröffnet der Autor dem Leser eine völlig unverschleierte Sicht auf die Ereignisse. Eine Männerfreundschaft, die vom weiblichen Geschlecht durchaus milde belächelt werden kann. Eine Freundschaft, die so schwach geworden ist, dass sie wahnsinnige Gedanken zulässt, irre Ideen, die sich unausgesprochen ihren Weg ins Freie suchen, und so unbehindert zum Einstürzen der dünnen Mauern und somit zum Wahnsinn, zu einer Wahnsinnstat in diesem Roman führen. Ungemein einfühlsam und realitätsnah lässt der Autor den Leser in diese moderne Story eintauchen, und es fällt nicht schwer, sich für den Text, der einfach und trotzdem so tiefgründig geschrieben ist, hoffnungslos zu begeistern. Glückwunsch an den Suhrkamp Verlag für diese Neuentdeckung!! Riccarda Gleichauf, Karl Marx Buchhandlung, Frankfurt am Main