Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Lappert, Rolf

Nach Hause schwimmen

Untertitel
Roman
Beschreibung

Wilbur, gerade einmal 1,50 Meter groß, ist wirklich kein Glückskind: Seine Mutter stirbt bei der Geburt, sein Vater macht sich aus dem Staub, und sein erstes Zuhause ist der Brutkasten. Als seine Großeltern ihn zu sich holen, erfährt er endlich, was Heimat ist. Doch das Glück währt nicht lang: Sein bester Freund kommt in die Erziehungsanstalt, und seine Großmutter Orla stirbt bei einem Unfall. Wilbur gerät aus der Bahn. Gern wäre er so stark wie Bruce Willis, doch er hält sich für einen ewigen Verlierer. Erst die charmante Aimee bringt ihm etwas anderes bei: Wilbur muss endlich lernen, zu leben.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
dtv, 2009
Format
Taschenbuch
Seiten
608 Seiten
ISBN/EAN
978-3-423-13830-7
Preis
12,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Rolf Lappert, geboren 1958 in Zürich, absolvierte eine Ausbildung zum Grafiker, bevor er sich entschloss, Schriftsteller zu werden. In den Achtzigerjahren unterbrach er für längere Zeit das Schreiben, gründete mit einem Freund einen Jazzclub und reiste kreuz und quer durch Amerika. Zwischen 1996 und 2004 arbeitete er als Drehbuchautor, u.a. für eine Serie im Schweizer Fernsehen. Sein dritter Roman, ›Nach Hause schwimmen‹, wurde 2008 mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. Für sein Jugendbuch ›Pampa Blues‹ erhielt er 2012 den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis. Rolf Lappert lebt seit Ende 2011 nach vielen Jahren im Ausland wieder in der Schweiz.

Zum Buch:

Für Wilbur lief alles von Anfang an schlecht: Zu früh in die Welt geworfen, stirbt seine Mutter, eine in Amerika lebende Irin, bei der Geburt. Der Vater, ein Schwede, verschwindet daraufhin spurlos. Wilbur landet im Brutkasten und später im Waisenhaus. Dann holt ihn die Großmutter nach Irland, wo er aufwächst. Klein, mickrig, ein begabter Sonderling. Und das Leben meint es weiterhin nicht gut mit ihm. Sein einziger Freund verursacht durch eine Verkettung unglücklicher Umstände den Tod der Großmutter. Wilbur landet bei einer bigotten Pflegefamilie. Sucht und findet seinen Vater, der ihn nicht erkennt Und so geht es weiter, bis er fest davon überzeugt ist: er ist der geborene Verlierer.

Aber Wilbur erlebt auch , dass stets sind Frauen um ihn sind, die ihn lieben und ihn versorgen. Bis er auch sie wieder verliert. Wie mit einem Fluch behaftet, verlassen ihn die, die ihn lieben, bis er beschließt, sich lieber selbst vom Acker zu machen. Physisch oder emotional. So landet er schließlich in einer psychiatrischen Klinik.

Das Buch verfolgt zwei Stränge: Einen, der Wilburs Leben vom Beginn an erzählt, verwoben in die Geschichten der Eltern und Großeltern. Den zweiten erzählt Wilbur selbst, beginnend in der Psychiatrie. Beide treffen sich am Ende in einem Happy-End, das ein wenig märchenhaft aber überhaupt nicht kitschig ist.

Es gibt ja langsam genug Bücher voller kautziger, deformierter, physisch und psychisch angeschlagener Typen, die sich in einer Welt bewegen, die voll ist mit ebensolchem Personal. Mal gut, mal böse, immer ein wenig abgedreht und überdreht und immer krampfhaft originell. Aber Rolf Lappert, ein Schweizer, der seit Jahren in Irland lebt, erzählt Wilburs Geschichte warmherzig, lebendig und witzig. Er schafft es, all seine Personen mit ihren Beschädigungen so zu zeigen, dass sie einem ans Herz wachsen, weil sie eben nicht nur Stichwortgeber für den nächsten Witz oder die nächste Pointe sind. Und weil wir alle auch immer ein wenig von dem haben, womit sie sich herumschlagen. Das ist einfach schön zu lesen.

Ruth Roebke, Autorenbuchhandlung Marx & Co, Frankfurt am Main